Samstag, 31. Dezember 2011

Claudi & Sani go Hobbiton

Ein Hallo an alle Zwerge, Elben, Menschen, Zauberer und Hobbits da draußen!

Für den 27. Dezember hat sich hoher Besuch in Matamata angekündigt. Unser "Ex-Arbeitskollege" aus Awanui, Stefan aus Augsburg, ist wie wir auf dem Weg in Richtung Südinsel. Als er hörte, dass wir momentan in Matamata wohnen, wo das einzige noch vollständig erhaltene Filmset vom Film-Epos "Herr der Ringe" besteht, hat er auf dem Weg nach Wellington einen 2tägigen Stop in unserem Sheeeed eingelegt, um mit uns gemeinsam das Auenland (Hobbiton) zu besuchen. Als verspätetes Weihnachtsgeschenk für uns selbst buchten wir deshalb am 27. eine völlig überteuerte Bustour zum 30 Minuten entfernten Set. (66$, das heißt 6 Stunden ohne Pause Erdbeeren pflücken.) Regisseur Peter Jackson hat hier in Neuseeland lange nach einem geeigneten Drehplatz gesucht, wo ein großer alter Baum, ein See und grüne Hügel natürlicherweise auf engstem Raum beieinanderliegen. Nahe Matamata ist er schließlich fündig geworden und hat "sein Auenland" erschaffen.
Kurze Randinfo: Laut den Tourguides haben nur ca. 65% der Hobbiton-Besucher die "Herr der Ringe"-Trilogie gesehen, ein Drittel lässt sich also völlig unbefleckt von den Hobbitlöchern, dem Partybaum, der alten Kneipe und dem Haus der zwei Beutlins beeindrucken. Unser Dreiergespann entspricht im Übrigen auch völlig dem Durchschnitt. Wir werden euch hier nun einfach ein paar Bilder zeigen!




Gollum begrüßen, ...
... noch ein bisschen Fachsimpeln, bevor es losgeht (zumindest die, die es können), ...
... und dann mit dem Bus auf nach Hobbiton! :)
 

 

Der Partybaum - Glückwunsch nachträglich zum 111.!
 

Vor Sam's Haus
 

Blick über das Auenland

Die Emotionen kochen über: Wir stehen vor Frodos & Bilbos Haus, müssen aber bitter enttäuscht feststellen, dass niemand zu Hause ist. Eigentlich dachten wir, wir können bei den beiden Couchsurfen. ;)
Darum haben wir uns ein eigenes Häuschen gemietet ...
... und gleich Kontakt zu den Nachbarn geknüpft. ^^
Ein tolles Gefühl, die große Schwester in der Hand zu haben... ;)
Nach Hobbiton gab es für alle Naturunkundigen noch eine überaus uninteressante Schafscherdemonstration. Wir wissen noch immer nicht, was dies mit "Herr der Ringe" zu tun hat. Wer uns darüber aufklären kann, darf sich gern melden.

 

Am nächtsen Tag hat uns Stefan zu unserer Arbeit begleitet. Da wir wissen, dass unser Boss momentan händeringend Arbeitskräfte sucht, um seine Ernte aus dem Feld zu holen, hat Stefan glücklicherweise auch spontan einen Eintagsjob als (NEID!) Himbeerpflücker bekommen. Abends haben wir dann ein paar deutsche Gerichte gezaubert und den Tag gemütlich mit Nudelsalat und Frankfurter Würstchen ausklingen lassen. 

Am Donnerstag hatten wir frei und wollten deshalb gern zum Surferstrand nach Raglan an der Westküste Neuseelands fahren. Der Ort soll nicht besonders groß und demnach nur unwesentlich  aufregend sein, aber dank der tollen schwarzen Sandstrände, den zum Surfen geeigneten Wellen und auch der vielen coolen Menschen dort (vor allem Traveller und Surfer) ist uns Raglan von den verschiedensten Leuten empfohlen worden. Stefan wollte uns dorthin begleiten und von da aus weiter in Richtung Wellington fahren, während auf uns noch ein paar Reihen Erdbeeren warten sollten.

Wieder ein Schnappschuss von unterwegs :)
 

Neidisch beobachten wir die Surfer am ersten schwarzen Sandstrand unseres Lebens. :)
Sani vollkommen außer sich vor einem der letzten blühenden Pohutukawas - leider ist die Blütezeit (Nov. bis Jan.) inzwischen vorbei. :(
An der Manu Bay, die sehr beliebt bei Surfern ist, weil hier die längsten Wellen von links nach rechts (left-hand break) verlaufen.
Und unser Tages-Highlight: Wir belohnen uns für die harte Arbeit der letzten Tage mit dem weltbesten Kiwi-Burger und unschlagbar guten Milchshakes. Yummie!
Gegen 18Uhr hieß es dann wieder einmal Abschied nehmen von Stefan, der noch ca. 26 Stunden Zeit hatte, um die 550km nach Wellington zurückzulegen, von wo seine Fähre auf die Südinsel starten sollte. Eine kurze Anekdote aus seinem Neuseeland-Tagebuch: Schon nach wenigen Kilometern riss der Keilriemen in seinem Auto und er musste im Dunkeln mitten in der Wallapampa auf Hilfe hoffen. Schon nach 15Minuten wurde er von einem netten Neuseeländer aufgegabelt, bei dem und dessen Familie er übernachten konnte und der ihm am nächsten Tag half, das Auto zu reparieren, damit er seine Fähre schafft - alles gut gegangen! Und es bestätigt sich wieder einmal: Die Kiwis sind unglaublich hilfsbereit! :)

Wir beide haben auf dem Rückweg nach Matamata noch einen Stopp am 55m hohen Bridal Veil Wasserfall gemacht, der seinen Namen trägt, weil er an einen wehenden Brautschleier erinnert. Unser Fazit: Dafür reicht unsere Phantasie nicht aus, aber trotzdem ein wunderschönes Fleckchen!


Am 31. Dezember war dann schließlich unser letzter Arbeitstag bei Pippins und er soll uns wohl immer in Erinnerung bleiben. Wie schon an den Tagen zuvor hat es auch da monsunartige Regenfälle gegeben, so dass wir eher durchs Erdbeerfeld geschwommen sind als alles andere. Die Gummistiefel nass von den Vortagen, die gelben Regenjacken nur bedingt wasserdicht und fast die Hälfte der Früchte entweder "water damaged" oder "bird picked", also "rubbish". So macht Arbeiten Spaß! Als Belohnung gab's zum Feierabend noch ein leckeres selbstgemachtes Abschiedseis von Chef und Chefin (hergestellt aus den von uns gepflückten Früchten ^^), ein paar Ausflugstipps in der Nähe und die Einladung, immer wieder zu kommen, wenn wir einen Job brauchen! :)

Zurück bei Colleen hieß es dann  für uns, noch einmal Wäsche zu waschen, die Rucksäcke zu packen und endlich unser Auto in ein Schlafgemach zu verwandeln. Dafür durften wir unsere Schaummatratze aus dem Sheeeed zurechtschnippeln und mitnehmen. Außerdem gab's noch eine Kühlbox von Pateriki, ein paar weiche Lavendelkissen von Colleen und schöne dicke Neuseelandsocken von den beiden geschenkt. :D Wir haben so ein unglaubliches Glück, hier so liebe Menschen zu treffen! Und Pateriki hat uns einige Tage nach Weihnachten noch ein wunderschönes Geschenk gemacht: Ketten mit dem jadeähnlichen Grünstein Pounamu, der hier in Neuseeland vorkommt und sehr wertvoll (und in den Souvenirshops nebenbei bemerkt sauteuer) ist. Pateriki hat die Bänder dafür selber geknüpft und uns als eine Art Entschuldigung dafür, dass wir ein paar Startschwierigkeiten miteinander hatten, überreicht. xD

 

Zum Schluss gab es noch eine Art Familienfoto, dann hieß es leider wieder einmal Abschied zu nehmen von einem Platz, der letztlich wieder so etwas wie ein Zuhause geworden ist. Wir hoffen auf ein Wiedersehen! :)

Eure Erdbeerpflückerinnen.

Dienstag, 27. Dezember 2011

Weihnachten in Matamata: Neue Kulturen, neue Traditionen, neue Rezepte. ... und neue Arbeit!

Nachdem wir in Whangarei noch etwas Second-Hand-Geschirr für unseren fahrbaren Untersatz gekauft hatten, ging es am 12. Dezember für uns auf nach Waikato, die Region südlich von Auckland. Das Wetter war verdammt schlecht, es war kalt, regnerisch und diesig - zum Autofahren also genau richtig!

  


Trotzdem sind wir nicht direkt nach Matamata gedüst, sondern haben noch einen Abstecher in die Örtchen Pokeno und Paeroa gemacht. Nach Pokeno sind wir auf Geheiß einer Freundin unseres Taipa-Hosts Mike gefahren: Sie stammt aus dem Ort und sagte, hier soll es megagroßes und überaus geschmackvolles Eis geben. Wer uns kennt, weiß, dass wir der Versuchung nicht widerstehen konnten.

Da wir uns nur schwer für eine (naja, zwei...) der über 40 verschiedenen Sorten entscheiden konnten, müssen wir wohl auf dem Rückweg nochmal hier vorbeikommen. ;)
Der nächste Ort auf unserer Route war Paeroa, eine Kleinstadt mit ca. 4000 Einwohnern, die für ihren seit 1907 produzierten Softdrink „Lemon & Paeroa“ (L&P) bekannt ist. Die Marke gehört heute zu Coca Cola und wirbt mit dem Slogan „World Famous in New Zealand“. (Ehrlich gesagt, haben wir noch nie was davon gehört. Une es schmeckt eigentlich nur schweinesüß!) Außerdem gibt es hier in der Umgebung tolle Wanderwege und einen vollgestopften Antiquitätenladen am anderen, wo wir unglaublich gern länger gestöbert hätten. 

Die wohl größte Softdrinkflasche der Welt  
 

Leider saß uns inzwischen die Zeit im Nacken, weil wir nicht zu spät in Matamata bei unserem neuen Couchsurfing-Host ankommen wollten. Nach gefühlten drei Stunden Suche ("Es ist das Haus, wo die Mülltonne draußen steht" - am nächsten Tag kam die Müllabfuhr, haha...) hatten wir diesen auch endlich gefunden. Wir wurden von Pateriki, einem 62jährigen Maori, in Maori-Tradition (sich mit der Nase berühren und dabei nicht den Blick voneinander abwenden - dies steht dafür, den Atem des anderen zu spüren und keine Geheimnisse voreinander zu haben) und mit den Worten „You’re at home now“ begrüßt. Wir wussten zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass Matamata tatsächlich für die nächsten Wochen unser Zuhause werden würde. :)

Pateriki lebt eigentlich in Te Poi, ca. 10km von Matamata entfernt. Nachdem er vor ein paar Jahren in seinem früheren Haus in Raglan von zwei Maori attackiert wurde, ist er in seiner Bewegungsfreiheit jedoch eingeschränkt. Er hat deshalb im Haushalt etwas Hilfe von Colleen, einer netten Dame aus Matamata, in deren Haus wir die erste Nacht verbracht haben. Colleen und Pateriki sind während der letzten Jahre gute Freunde geworden und sehen sich eigentlich jeden Tag. Somit war es auch für uns völlig normal, in ihren Häusern ein- und auszugehen, zumal beide Couchsurfer aus aller Welt beherbergen.

Colleen und Pateriki in ihren jeweiligen Küchen - beide
kochen und backen leidenschaftlich gern.. ;)


Den nächsten Tag (es war der 13., hat das was zu sagen?) haben wir ausschließlich damit zugebracht, in Matamata bei strömendem Regen in jedem, wirklich jedem Geschäft nach Arbeit zu fragen: Bars, Pizzerias, Drogerien, Cafés, Supermärkte, Blumenläden - nach der vergeblichen Suche in Whangarei haben wir inzwischen nicht nur Übung darin, die passenden Worte zu finden, sondern auch darin, unsere enttäuschten Gesichter zu verbergen. :) Momentan sind alle befristeten Jobs von Unistudenten besetzt, weil hier Semesterferien sind. Wenn wir länger als ein Jahr hier wohnen wollten, hätten wir immerhin auf 'ner Hühnerfarm arbeiten können. Nichtsdestotrotz haben wir letztlich eine Einladung zum Probearbeiten in einer Sportbar und einen verbindlichen Job in einer Woche auf einer Erdbeerplantage bekommen, was die niedergeschlagene Stimmung etwas bessern sollte. 

Während der folgenden Tage haben wir durch Pateriki die Maori-Kultur etwas besser kennengelernt, von seinen Lebensweisheiten profitiert, tolle neue Rezepte ausprobiert und die Umgebung und umliegende Orte und Städte angesehen.
Am Mittwoch haben wir ein Tour nach Hamilton unternommen. Der Tag war ziemlich verregnet (die Kiwis schimpfen seit Wochen über den miserablen Sommer hier), aber es gibt ja bekanntlich für jedes Wetter die richtige Kleidung, also rein in den Chally und los ging's. Auf dem Weg ins 65km entfernte Hamilton kommt man durch Cambridge mit seinen knapp 14.000 Einwohnern. Der Name ist Programm - ähnlich dem englischen Vorbild ist alles hier etwas vornehmer und eleganter. Die Stadt ist bekannt für ihre Pferdegestüte, viel Grün ("Stadt der Bäume"), schicke Häuser und selbst die öffentliche Toilette ist im viktorianischen Stil gehalten. Cambridge liegt außerdem direkt am Waikato River und nahe dem Lake Karapiro, wo 2010 die Ruderweltmeisterschaften stattgefunden haben.

Das Museum von Cambridge: Alte Gemälde, Gewänder
und viele alte Gerate zum Ausprobieren - und Eintritt frei! :)  
      

 

Nachdem wir an der Tankstelle noch den netten "Tankwart" Matthew kennengelernt und uns mit ihm für's Wochenende zum Feiern in Hamilton verabredet haben, ging es weiter zu den Hamilton Gardens, einer riesigen, mehr als 50 Hektar großen Grünanlage, in der verschiedenste Gärten aus aller Herren Länder angelegt sind: Italienische Renaissance, Englischer, Chinesischer und Japanischer Garten, Nutzgärten, Kräutergarten, eine traditionelle Maori-Gartenanlange - um nur einige zu nennen!

"Nein, ich bin kein Rasenlatscher..." :)
Im Amerikanischen Garten. Das einzige
Aufregende war ein bequemer Liegestuhl. :)
Der Indische Garten
Der Römische Garten: Links im Bild Romulus und Remus von der Wölfin gesäugt. Da werden Erinnerungen an den Lateinunterricht wach... "753, Rom kroch aus dem Ei" xD  

Maorikunst und -kultur


 

Da das Wetter nicht besser wurde und wir uns den Himmel auch nicht wie die Wise Guys "trotz Regens himmelblau" singen konnten, waren wir, als wir in Hamilton ankamen, ziemlich unmotiviert. Hamilton ist eigentlich eine ziemliche lebendige Stadt und die Nummer 1 im Umland, was Shopping und Weggehen angeht. Auf der Victoria Street beispielsweise befinden sich die zweitmeisten Cafés in nur einem Straßenzug, nur noch die Ponsonby Road in Auckland kann das überbieten. Aber wir beide hatten irgendwie genug vom Sightseeing, auf Cafés hatten wir keine rechte Lust und zum Shoppen ist das Geld zu schade. Sämtliche Shopping-Center waren (wenig geschmackvoll) weihnachtlich geschmückt und aus den Lautsprechern dudelte "Jingle Bells". Zeit, den Rückweg nach Te Poi anzutreten...!

Auch trotz solch aufwändiger Fensterdekoration wollte noch
immer keine Weihnachtsstimmung aufkommen...
Die einzige Sehenswürdigkeit, der wir unsere letzte Aufmerksamkeit widmen wollten: Eine lebensgroße Statue von Richard O'Brien in seiner Rolle als RiffRaff in der "Rocky Horror Picture Show"
Der Donnerstag war wieder einmal von aktivem Nichtstun geprägt: Länger schlafen, ausgiebig frühstücken, Emails checken, fernsehen… Alles natürlich nur, damit wir 18Uhr ausgeruht zum Probearbeiten in der ziemlich vollen Sportbar erscheinen konnten! Die Aufgaben dort waren eigentlich ziemlich cool. Die Kasse zu bedienen und Getränke auszuschenken war nicht das Problem, sondern eher, zu verstehen, was genau eigentlich bestellt wurde - zum Einen ist der Kiwi-Slang bei lauter Musik noch etwas unverständlicher als ohnehin schon, zum Anderen hatten wir von 80% der bestellten Getränke bis dahin noch nie gehört. ^^ Trotzdem gab‘s ein Lob vom Boss Tony und seiner Frau, ‘ne anständige Bezahlung, ein Feierabendbier und die Mitteilung, dass wir zwar nicht an jedem der folgenden Wochenenden (Do bis So) arbeiten müssten, aber uns auf Abruf bereit halten könnten. Lange Rede kurzer Sinn: Auf den Anruf von Tony warten wir noch heute... Vielleicht war unser Kellnern wohl nicht „up to their standards“. :)

Guter Dinge starteten wir am Freitag zum schon lange geplanten, aber wegen Regens immer wieder verschobenen Aufstieg zu den Wairere Falls. Die Wasserfälle befinden sich etwa 12km nordöstlich von Matamata und sind ein Muss, wenn man sich dort in der Nähe aufhält! Als Aufstiegszeit sind 45 entspannte Minuten zu einem Aussichtspunkt auf halber Höhe angegeben, dann folgt ein Abschnitt von weiteren 45 Minuten bis zur Spitze, der allerdings sehr steil und anstrengend sein soll. Bevor es losgehen konnte, mussten wir mal wieder einen sintflutartigen Regenguss über uns ergehen lassen - allerdings saßen wir dabei trocken und warm im Auto auf dem Parkplatz. 

Blick auf den Wasserfall von der Straße aus - und
die ersten Regenwolken kündigen sich bereits an!  
Ein einfach unglaublich schöner Weg nach oben!
(Und hier noch nicht allzu anstrengend... ^^)      
Ähnlich wie bei unserem Aufstieg zum atem(be)raubenden Mt Manaia in Whangerei Heads führte ein verschlungener Waldweg durch saftiges Grün, vorbei an Farnen, Moos und alten Bäumen. Allerdings war die Umgebung hier noch viel „urwaldiger“ und verwunschener als alles, was wir bisher gesehen haben. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie frisch und sauber die Luft gerochen hat, nach Wald und Erde, nach Leben und Natur. Und im Hintergrund immer das Rauschen des Wasserfalls, der durch die tagelangen Regenfälle enorm viel Wasser auf die Erde herabstürzen ließ... Leider hatte der Regen und nicht zuletzt der Wolkenbruch einige Minuten zuvor auch seine Schattenseite: Der Weg, der hier anders als sonst nicht hauptsächlich aus Holzstufen bestand, glich einer einzigen Schlammbahn und schon nach wenigen Minuten, spätestens aber nach dem ersten Aussichtspunkt sah zumindest eine von uns beiden aus wie ein kleines Ferkel (Tipp von der großen Schwester: Wanderschuhe sollte man nicht nur m Rucksack spazieren tragen.) Nach lautem Fluchen, verkniffenen Tränen, vergeblichem Festkrallen an morschen Ästen, ausgelassenem Lachen und gegenseitigem Halten merkten wir nach ca. anderthalb Stunden, dass der Weg ebener, wenngleich nicht weniger rutschig wurde. Auch das Wasserrauschen wurde mehr zu einem Tosen und wir wussten, dass wir es nun gleich geschafft hatten!

 

Kurz vorm Ziel!
Der Ausblick war durch den wolkenverhangenen Himmel leider nicht so weitreichend wie bei Sonnenschein, aber das Gefühl, endlich oben angekommen zu sein, entschädigte für alle Strapazen! 


Unser kleiner Dreckspatz ;)
Closer to the Edge.



Pünktlich zum Abstieg setzte dann auch der Dauerregen wieder ein und so fanden wir beide den Weg zurück nach unten genauso anstrengend wie den Aufstieg! Auch jetzt brauchten wir wieder mehr als 90 Minuten, die vor allem im ersten Teil einer Rutschpartie glich, die seinesgleichen sucht. ^^ Als wir dann nach insgesamt 4 Stunden müde, nass und geschafft am Chally ankamen, fühle es sich aber doch irgendwie wie „nach Hause kommen“ an! :) Zurück in Te Poi wartete Pateriki schon mit leckerem Pasta-Fisch-Auflauf und 'ner Flasche Wein auf uns. Zum Nachtisch gab's unsere neuen Lieblingskekse – Toffeepops – und Kakao, was die Lebensgeister wieder erwachen ließ… :)

Den Samstag haben wir mal wieder in Colleens Haus verbracht und uns am Nachmittag die Zeit etwas auf dem Gipsy Market, einem Zigeuner-Hippie-Markt mit ausgefallenen Waren, Vehikeln und Naschereien, vertrieben. Abends war es dann Zeit für das Treffen mit Mat in Hamilton, wo auch Mike aus Taipa mit ein paar Freunden unterwegs war.

 
Kunst und Kultur :)

Leider wurde das Zusammenleben mit Pateriki zunehmend schwieriger, da seine Ansichten manchmal doch etwas fragwürdig zu sein schienen. Aber da am Montag unsere Arbeit bei Pippins, einer Erdbeerfarm in Matamata, beginnen sollte, war eh abgemacht, dass wir, um Spritkosten zu sparen, ab Sonntag bei Colleen wohnen konnten. Sie hatte in ihrer Garage Platz gemacht, wo wir uns ausbreiten durften. Dank gemütlicher Wärmflasche haben wir die erste Nacht auch trotz ziemlicher Kälte durchgestanden... Ja, auch hier sagen wir: Man muss alles mal mitgemacht haben! :)

Colleens Garten mit dem Sheeed, unserer neuen
Bleibe, rechts im Bild.  
Couchsurfing mal anders!
Wohnzimmer ... mit einem Hauch von Weihnachten!
Am Montag in der Woche vor Weihnachten startete dann endlich unser neuer Fruitpicking-Job. Gleich vorweg: Wir LIEBEN Erdbeeren, ab jetzt werden wir aber nicht nur die Frucht an sich, sondern auch die armen Pflücker auf dem Feld verehren! Über mehrere Stunden hieß es für uns, übergebeugt oder auf den Knien rutschend Erdbeeren zu pflücken und nach 1. und 2. Grad, sowie nach Abfall zu sortieren. Klingt nicht anstrengend, ist es aber! (Das einzig Gute ist, dass man sich jederzeit stärken kann!)

Wer findet die fleißige Pflückerin?
 

Zur Abwechslung durften wir auch mal Apfelbäume "ausdünnen"... Wir glauben allerdings nicht, dass nun noch genügend Äpfel übrig sind, sondern die Ernte eher ruiniert ist... Wer uns vertraut, ist selber Schuld! xD  
Unser Feldertrag wurde entweder im angegliederten Laden... 
... oder in den hiesigen Kaufhäusern in Geld verwandelt.

Und weil wir einen ziemlich coolen Boss haben, gab's zu Weihnachten einen ordentlichen Motivationsschub! ;)  
Bis zum 24. Dezember gegen 14Uhr hieß es für uns also Erdbeeren und (zwar nur selten, aber immerhin) Himbeeren zu pflücken, dann war es plötzlich Weihnachten. Pläne hatten wir nicht so wirklich, aber nach einigem Hin und Her haben wir uns gegen ein Couchsurfing-Barbecue in Auckland und für traditionelle Kiwi-X-Mas in Colleen's Haus entschieden - natürlich nicht um ganz traditionell nach Muttis Rezept Plätzchen zu backen und zu verzieren! ;)

Liebste Grüße an unsere Mama! ;)
 

Da Colleen keine Förmchen hat, mussten wir uns anders zu helfen wissen - kein Problem für kreative Köpfe wie uns, haha.  
Nach und nach trudelten Colleen's Tochter Sharon und ihre Kinder Rose, Sam, Holly und Ruby ein. Auch Sams Freundin Jessy und Pateriki waren mit von der Partie und zu zehnt hatten wir während der kommenden Tage eigentlich verdammt viel Spaß! Es gab am Christmas Day (in Deutschland 1. Weihnachtsfeiertag) nach 'nem sauleckeren Sektfrühstück Geschenke im Wohnzimmer, dann haben wir relaxt, den Pool von Colleen's Schwester gestürmt, gelesen, Musik gehört, kühle Getränke in der Sonne genossen und am Abend gab es - wenn auch für Deutschland eher untypisches - Weihnachtsessen!

Polarisation der Aufmerksamkeit.
 



Familienfoto:
Rose, Holly, Sharon, Jessy, Sam
Claudi, Ruby, Sani
 

Nach einer Skypesession nach Deutschland am Abend (wir sind euch in Deutschland übrigens genau 12 Stunden voraus!) ging's glücklich und zufrieden zurück in unsere Garage. ;) Den Boxing Day (2. Weihnachtsfeiertag) haben wir kiwi-typisch im Shoppingcenter verbracht, um sozusagen im Weihnachts-Schlussverkauf ein paar Schnäppchen für unser Auto zu ergattern. Im Anschluss daran haben wir wieder entspannt und nach leckeren Nachos zum Abendessen sind wir noch gemeinsam in die heißen Schwefelbäder außerhalb Matamatas gefahren. Genau das richtige Entspannungsprogramm, um am nächsten Tag wieder energiegeladen durch's Erdbeerfeld kriechen zu können!

 

Ein typisches Weihnachtsfest bei einer Familie in einem anderen Land zu erleben, war einfach eine (für Sani schon die zweite in Folge) Erfahrung, die wir nicht mehr missen möchten! Und trotzdem freuen wir uns schon jetzt auf unseren echten Weihnachtsbaum, Plätzchen und Glühwein, Schnee, Kerzenschein, Räucherkerzen, Weihnachtsmarkt und Weihnachtsbraten im nächsten Jahr in Deutschland!

So, nun habt ihr's geschafft und euch durch den wahrscheinlich längsten Blogeintrag seit Beginn unserer Reise gearbeitet! Unsere Zeit in Matamata ist noch nicht vorbei. Mit dem Bericht vom Ausflug ins überaus berühmte "Auenland", einem Wiedersehen mit einem Freund aus Awanui und Fotos von unseren nachträglichen Weihnachtsgeschenken werden wir euch beim nächsten Mal beglücken!

Alles Liebe,
Sandra und Claudia