Montag, 19. März 2012

Ouhohooo, Summerwine.... Unser Erwerbsleben in Nelson

Tēnā koutou, hallo Leute! :)

Wir grüßen euch ganz lieb von der Südinsel und genau genommen noch immer aus Richmond! Ganz anders als wir es je gedacht hätten, sind wie hier inzwischen sesshaft geworden. Und das, obwohl uns die Landschaft ringsum erst nicht so begeistert hat. Aber der Zufall wollte, dass wir hier nicht nur die beste Ersatz-Omi der Welt und die tollste Bleibe seit unserer Travel-Geschichte gefunden haben, sondern auch drei Arbeitsstellen haben, die uns komplett aus- und unser neuseeländisches Konto auffüllen!
Von der Südinsel haben wir leider momentan bis auf Picton, die Marlborough Sounds und die Region hier noch nicht viel gesehen. Und selbst die drei berühmten Nationalparks, die Nelson umgeben, kennen wir bisher nur von der Landkarte. Trotzdem hatten wir seither eine absolut geniale Zeit in Richmond und Umgebung und wollen euch heute einfach mal 'ne Zusammenfassung unserer letzten Wochen bei Rhonda liefern!

Nachdem wir uns nach unserem ersten Arbeitstag im hiesigen Supermarkt mit Lebensmitteln eingedeckt hatten, sind wir bei Rhonda eingekehrt. Erstmal ein verdammt komisches Gefühl, statt Frans und Larrys Einfahrt die nebenan zu nutzen. Zumal wir Rhondas Haus schon bei unserem ersten Ankommen hier bewundert hatten, weil es einfach riiieeesig ist! Wir hätten zu dem Zeitpunkt natürlich nicht gedacht, dass wir 5 Tage später dort einziehen würden! Rhonda begrüßte uns ganz lieb und zeigte uns das Haus - das Beste: Wir durften in ein kleines Extra-Zimmer direkt neben ihrer Garage ziehen. Als wir unsere Einkäufe reinbrachten, fragte sie nur erstaunt "How long do u wanna stay? 6 weeks?" - wie recht sie doch haben sollte, inzwischen sind wir schon 3 Monate hier! Seitdem genießen wir das Leben hier, die herrlich große Küche, ein Spabad auf der Terrasse und: Wo hat man schon einen Zitronenbaum im Garten stehen? Das Allerbeste ist aber, dass Rhonda kein Geld von uns nehmen möchte ("I won't charge you. I am the boss!"). So wohnen wir hier sozusagen mietfrei wie in einer Art WG zusammen - schauen zusammen fern, kochen und backen, sitzen im Garten und fühlen uns einfach mal wie die größten Glückspilze Neuseelands (abgesehen von dem Typen aus Waikato, der letzte Woche $26 Mio. Dollar im Lotto gewonnen hat). :)

       
       Rhonda und Larry
Unser Sleepout - klein und fein. :)
Rechts die Einfahrt zum Barbershop,
links Rhondas Häuschen.
DVD-Abend vor'm Kamin - natürlich nicht ohne 
hausgemachte Spaghetti! :D


  
  Die Kaffeewelt hat eine neue Konsumentin. ;)



















Tja, was lässt sich über unseren neuen Job sagen? Zwei Mädels, die normalerweise den günstigsten Bordeaux im Aldi kaufen und neben diesem nur die Rebsorten Riesling und Müller-Thurgau kennen, starten eine Karriere als Weinbauer. Okay, wir neigen mal wieder zur Übertreibung, aber tatsächlich hatten wir wirklich nicht viel Ahnung von Weinbau und Oenologie. Nun arbeiten wir also für Elite Viticulture Ltd., sozusagen einem Dienstleistungsunternehmen, das Arbeiter in die besser betuchten Weingüter der Gegend schickt - davon gibt's einige um Nelson!
Wir würden euch wirklich verdammt gerne genau beschreiben, was wir wann warum gemacht haben. Irgendwie sind wir nämlich fast Experten geworden. Leaf plucking, cutting laterals, fruit dropping and thinning, reducing to two - euer Wunsch ist uns Befehl! Es mangelt einzig an deutschen Fachbegriffen! :)
Anfangs durften wir hauptsächlich Laub rupfen, Früchte ausdünnen, Zweige ohne Früchte ausschneiden und bei den jüngeren Pflanzen alle Früchte herunter schneiden.
Nach zwei Wochen kamen uns jedoch unsere Quad-Fahr-
stunden aus Northland zugute  - wir stiegen auf, um die
Seitennetze anzubringen, denn wir wollen kein bird picking!
Claudia auf dem Quad, Sandra rennt hinterher. Lustig!


Unser anfängliches "Team" bestand aus 7 Leuten. John, der selbsternannte "Supervisor", den alle wegen seiner Herkunft nur "Samoa" nennen (Ay?). Die "Pommies" Joseph und Brian. Chris aus Richmond. Katy aus Nelson. Uuuund: Alida aus Neumünster! :)

Joe und "Uncle B"
Kleine Rundfahrt mit Alida













Und ein verdammt leckeres Abendessen bei Samoa, von dem wir noch heute schwärmen (also, dem Essen...)!
Der Vineyard-Job, wie wir ihn nennen, ist der mit Abstand beste, den wir bisher hatten. Zwar mussten wir mal wieder früh raus - das sind wir nicht mehr gewohnt - und ständig in viele verschiedene Weingüter der Gegend fahren, die zum Teil 40km außerhalb von Nelson liegen, aber da wir täglich mindestens acht Stunden arbeiteten und außerdem 'ne Fahrgemeinschaft mit Alida und Katy gebildet hatten, war das eigentlich ganz okay. Die Leute sind total nett, die Arbeit war (und ist) ziemlich abwechslungsreich und lässt außerdem vermuten, dass wir - anders als bei den Erdbeeren - nicht noch drei Wochen danach Rückenschmerzen haben werden. Spannend ist auch, wie hier neue "effiziente Methoden" ausprobiert wurden. So hatte Kono, ein großes Maori-Weingut, zum Beispiel in diesem Jahr entschieden, statt uns Arbeitern mollige Schafe ins Weingut zu schicken, die die Blätter, die wir normalerweise teuer ausrupfen, einfach fressen sollen - was das für die Weinlese heißt, wird sich erst zeigen. :D Weniger effizient für den Arbeitgeber, aber der Gesundheitsförderung der Arbeiter zugute kommend ist die sogenannte "Smoko". Diese zehnminütige, bezahlte "Tee-Kaffee-Raucherpause" ist in Neuseeland obligatorisch und muss täglich um 10Uhr und 15Uhr angesetzt werden. Nur die Mittagspause ist wie in Deutschland unbezahlt. Das hatte uns natürlich in unseren vorherigen Jobs keiner gesagt...


 


Neben der Arbeit haben wir es uns natürlich auch bei Rhonda weiter gut gehen lassen. Spabad, Harry-Potter-Filmnächte mit Kaminfeuer und der ein oder andere Pub-Abend in town (Nelson). Außerdem luden wir Rhonda eines Abends zu "Kraut's", das lokale deutsche Restaurant, ein, wo Alida als Kellnerin und Küchenhilfe jobbte. Roulade, Rotkraut, Schnitzel, Schwarzwaldkuchen und Apfelstrudel - einfach der Hammer! Und Arbeitsplatz #2 war zum Greifen nah, da Alida in der darauffolgenden Woche in Richtung Nordinsel aufbrechen wollte und noch kein Ersatz gefunden war! ;)

 


Eines Abends dann endlich ein Wiedersehen mit unserem Freund und Ex-Kollegen Stefan aus Augsburg. Da darf ein echtes Erdinger natürlich nicht fehlen! Stefan ist inzwischen zurück in Deutschland - wir denken ganz oft an dich!!!
Kleine Tiki-Tour mit Rhonda...
Besuch des hiesigen Glas-Studios "Höglund Art Glass

Während der nächsten Wochen wurden wir beide zum ersten Mal "auseinandergerissen"!!! Während Sani weiter mit "unserem" Team Wein verschnitt und sonstigen Schabernack trieb, musste Claudia nun im Dreierteam mit John und Rugged arbeiten. Die nächste Mission hieß "Netting". John ist der Chef von Elite Viticulture und Rugged (eigentlich Carl) arbeitet schon von Anfang an für die Firma. Bisher hatten wir die beiden immer nur kurz gesehen, wenn sie kamen, um unsere Arbeit zu inspizieren. Da hatten wir ehrlich gesagt schon ein bisschen Respekt - Boss und so! :) Das Verhältnis zu den beiden änderte sich aber schnell - um genau zu sein, hätte man nirgendwo anders so herrlich fluchen lernen und sich in "double meanings" unterrichten lassen können. In den folgenden Wochen war Claudia also eher damit beschäftigt, mit dem Traktor weitere Seitennetze anzubringen oder große Multinetze über mehrere Rebreihen zu ziehen - und zwischendurch war immer Zeit für dein ein oder anderen Kaffee, ein Bier im Pub oder eine kleine Traktorfahrstunde! :) Sani mauserte sich indes zur Clipping-Königin. (Clipping=Seitennetze mit Brotverschlüssen zusammenklippen. Klingt komisch, ist aber so.).
Fendt vs. John Deere
Das bestsituierte und von uns favorisierte Weingut in Ruby Bay: Qualitiät statt Quantität, koste es, was es wolle!
Bilder vor und nach unserem kräftezehrenden Nettingjob.
 

Gemeinsame Smoko in Ruby Bay: Chris, Samoa, Rugs, Brian, Claudi und Sani
Unser Arbeitsalltag war jedoch nicht nur davon geprägt, Vor- und Nachteile von Seiten- und Ganzflächenbespannung, verschiedenen Rebsorten, und zentralen Fachtermini wie Botrytis und D-Shackle kennenzulernen. Man sollte es nicht glauben: Wir hatten auch echt verdammt viel Spaß! 
Während dieser Zeit hieß es aber leider auch, von Alida Abschied zu nehmen. Ganz kiwi-like macht man das hier natürlich auch in der Kneipe mit ein paar Krügen Bier! Als unser Boss dann noch ein Runde Jagi (=Jägermeister) schmiss, war der Abend vollendet! :)

Es war übrigens Monsterburger-Nacht. Yummie!
Alida, Rugs und John

Chris & die Kotte-Schwestern




         






John & Samoa













Und noch ein gemütliches Abschiedstreffen bei uns "zu Hause"... Bis bald, Alida! =)
Ganz vergessen hätten wir natürlich fast, euch von Job #3 zu berichten, dem mit den meisten Annehmlichkeiten überhaupt! Unsere "Nachbarin" Fran schmeißt gemeinsam mit ihrem früheren Hockeyteam seit etwa dreißig Jahren ein Catering-Unternehmen der Extra-Klasse und fragte uns, ob wir nicht bei einer Hochzeit an der Bar und in der Küche aushelfen wollten? Ist der Papst katholisch? !Nicht nur, dass wir hier einen fast doppelt so hohen Stundenlohn wie normal bekommen sollten, wir hatten gar nicht viel zu tun, weil das Team läuft wie ein Uhrwerk. Außerdem durften wir uns nach getaner Arbeit an Buffet und Bar gütlich tun und überhaupt: Wann bekommen wir wohl das nächste Mal die Chance, 'ne echte neuseeländische Hochzeit zu sehen?! xD

    

      

Nach etwa fünf Wochen dachten wir eigentlich so langsam daran, es Alida gleich zu tun und uns auf's Weiterreisen vorzubereiten. Wir wussten, dass Rhonda sowieso eine dreiwöchige Reise nach Southland, ihre Heimat, plante, wo sie Freunde, Familie und ein Klassentreffen besuchen wollte. Anders als wir ursprünglich gedacht hatten, machte es ihr aber gar nichts aus, dass wir allein in ihrem Haus blieben! Im Gegenteil, sie meinte, es sei sogar gut, wenn jemand da sei, der auf das Haus aufpasse, ob wir aber nicht vielleicht einmal pro Woche die Blumen gießen und die Mülltonne an die Straße bringen könnten. So einen Wunsch können wir natürlich nicht abschlagen. :) Im Ernst waren wir unendlich verblüfft darüber, wiiieeeviel Vertrauen uns Rhonda schon nach so kurzer Zeit entgegenbrachte. So verabschiedeten wir uns von ihr in dem Wissen, sie in 3 Wochen wiederzusehen und weiter ging unser geschäftiges Arbeiterdasein!

Mal wieder auf dem Samstagsmarkt in Nelson - wo wir den deutschen Fleischer entdeckten und uns mit Salami und Wienern eindeckten! :)
Praktischerweise fanden wir heraus, dass John ursprünglich nicht an Rebstöcken, sondern Autoradios herumgebastelt hat. Das ist sehr hilfreich, wenn man ein Auto fährt, bei dem sämtliche elektronische Funktionen verrückt spielen (nochmals: Danke, Mike! ^^)! Nach ein paar Handgriffen, ein bisschen Herumsteckerei und (gaaaaanz wichtig) dem Gebrauch von vielen Kabelbindern funktioniert jetzt wieder alles einwandfrei und das ohne teure Rechnung!
Natürlich wollen wir euch auch ein paar Partybilder aus Nelson nicht vorenthalten.

  



Und zu guter Letzt: Ein paar Bilder aus dem deutschen Restaurant! Unser erster Arbeitstag hatte es gleich in sich: Die Food&Wine Society hatte das gesamte Restaurant für ein großes Event gebucht. Klar, dass sich die Servicemitarbeiter da in typisch deutscher (!) Tracht präsentieren müssen! :)

Das Dessert-Buffet wird gestürmt... :)















Seit etwa drei Jahren führt Jasmin gemeinsam mit ihrem Bruder Raz erfolgreich das Restaurant.
Geschwister sind halt unschlagbar! :)
Und ein Blick hinter die Kulissen: Rachelle, die einzige Kiwi-Mitarbeiterin, und Golo, unser Koch
Sani hat im Restaurant während der ersten beiden Tage ausgeholfen. Ansonsten hat sich Claudi auf Abruf ("Kannst du schnell kommen?") bereitgehalten und an zwei oder drei Abenden die Woche unsere Reisekasse aufgebessert! Und natürlich kann man mit den deutschen Kollegen verdammt gut feiern! :)


St. Patrick's-Day am 17. März
Soweit erstmal wieder von uns beiden! Lasst es euch gut gehen - so wie wir hier - und passt auf euch auf!

Eure Mädels

(Sicher, dass ihr uns vermisst? ^^)