Samstag, 28. Juli 2012

Doubtful Sound: Grüne Hügel, Wasserfälle, Delfine - und wir zwei mittendrin!

Hey guys!
Heute melden wir uns aus der Nähe von Te Anau, dem "Tor zum Fiordland". Der gesamte Westen der Südinsel bildet den Fiordland Nationalpark und ist Teil des Weltkulturerbes. Alle 14 Fjorde Neuseelands befinden sich hier und wir hatten das Glück, einen von ihnen, den Doubtful Sound, an einem herrlichen Sonnentag in seiner vollen Mächtigkeit und Schönheit erleben zu dürfen. 

Der erste Stopp hieß aber The Key! "Häh? Was wollt ihr da denn?" Das hat uns ein Tankwart unterwegs gefragt, da The Key, 20 Kilometer außerhalb Te Anaus, nicht mehr als eine kleine Ansammlung von Bauernhöfen auf der Southern Scenic Route ist. Aber genau das war unser Ziel - und das war gut so! :) Freunde von Fran und Larry wohnen seit über 30 Jahren hier auf einer riesengroßen Farm - so stellen wir uns Ferien auf dem Bauernhof vor!





Bei Sharon und Alastair haben wir insgesamt vier Nächte verbracht. Die beiden sind unglaublich nett und hilfsbereit, auch wenn sie ein ziemlich turbulentes und leider schicksalhaftes Leben hatten. Als wir ankamen, war Alastair aufgrund einer Fuß-OP im wahrsten Sinne des Wortes an die Couch gefesselt und ziemlich entnervt, während sich Sharon fast allein um Tiere, Haushalt, Hof und Gartenarbeit kümmern musste. Trotzdem wurden wir jeden Abend wundervoll bekocht (ganz bodenständig: Gemüse, Kartoffeln und Fleisch wie bei Omi daheim! ^^) und die beiden interessierten sich unendlich für uns, unsere Reise, die nächsten Pläne und Deutschland. 

Voller Vorfreude blickten wir aber dem nächsten Tag entgegen - wir wussten zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass der einer der schönsten unserer Neuseelandreise werden sollte. :)
Von verschiedenen Leuten war uns der Cruise auf dem Doubtful Sound empfohlen worden. Die Sounds sind keine Sunde, wie der Name vielleicht suggeriert, sondern Fjorde wie aus dem Geografiebuch. Die meisten Touristen machen während ihres Neuseelandaufenthaltes eine Tour auf dem Milford Sound, dem kleinsten Fjord des Nationalparks. Milford Sound ist ein Wahrzeichen Neuseelands und beherbergt mit dem Mitre Peak (1692m) wohl einen der berühmtesten Berge des Landes. Doch viele haben uns erzählt, dass er touristisch sehr überlaufen ist; im Sommer sollen täglich 40 Touristenbusse von Queenstown dahin fahren...!
Glücklicherweise hatten wir Carol in Invercargill von unseren Doubtful-Plänen erzählt, die gleich ihren alten Freund anrief, der jetzt Manager des Cruiser-Unternehmens in Manapouri ist! :) Für eine Vergünstigung von jeweils $80 passte der Ausflug also sehr gut in unsere Reisekasse! Wir waren beide unglaublich aufgeregt, da es das bisher einzige Mal ist, dass wir uns so eine Tour in Neuseeland gönnen. Am Donnerstagmorgen um 9.00 Uhr fanden wir uns so am Pearl Harbour in Manapouri ein, von wo die 8-stündige Fahrt starten sollte.


Warten im Infozentrum von Real Journeys...
Die erste Etappe führt über den Lake Manapouri
mit seinen zahlreichen kleinen Inselchen
Auf dem Weg von The Key nach Manapouri lag der gesamte Ort wie auch der See noch unter einer dicken Nebeldecke. Doch kaum war unser Cruiser gestartet, klarte der Himmel auf und die Sonne sollte uns den ganzen Tag nicht verlassen! Als wir den Lake überquert hatten, verabschiedete sich der Skipper mit den Worten: "Hab grad mit meinem Kollegen vom Sound-Cruiser gesprochen. Wunderbar klares Wetter da draußen. Ihr müsst irgendwas richtig gemacht haben!" :) 

 

Nach einer einstündigen Bootsfahrt stiegen wir am Manapouri Wasserkraftwerk, das wir später noch besichtigen würden, in einen Bus um, der uns über den Wilmot Pass zum Doubtful Sound bringen sollte. Auf der 22km langen Strecke, die nicht als Zugang zum Sound, sondern für den Bau des Kraftwerkes geschaffen wurde, muss sich der Bus eine enorme Steigung hinaufkämpfen. In 671 Metern hat man dann aber endlich einen ersten Ausblick auf den Doubtful Sound.

Der Doubtful Sound verdankt seinen Namen übrigens James
Cook, der seiner Zeit bezweifelte, sein Schiff  Endeavour
durch die schmalen Kanäle manövrieren zu können.


Den ganzen Tag über sahen wir große und kleine Wasserfälle




Doubtful Sound ist mit einer Länge von 40 Kilometern der zweitlängste der neuseeländischen Fjorde. Er hat ungeheuer viel zu bieten, so dass uns auf der gesamten Fahrt nicht langweilig wurde. (Anders als dem ein oder anderen unserer Mitreisenden, die sich ein Stündchen auf's Ohr legen mussten...?!) Steilklippen, Wasserfälle, Inseln, eine Fellrobbenkolonie an der Öffnung zur Tasmansee, Albatrosse und kaum eine Fahrt, bei der man nicht von Delfinen begleitet wird... Juhuuu! Am Hafen von Deep Cove bestiegen wir endlich unseren Cruiser - und eine wundervolle Tour begann.


 



Eine Schule von etwa 60 Großen Tümmlern lebt permanent im Doubtful Sound. Für ein paar Minuten wurde unser Boot von einigen von ihnen begleitet; die anderen sprangen in einiger Entfernung durch's Wasser - einfach einmalig!
Die steilen Felswände über dem Wesser setzen sich fast
nahtlos ohne eine Uferzone nach unten fort. 



Für all die, bei denen der Geografie-Unterricht schon etwas zurückliegt: Fjorde wurden von Gletschern der letzten Eiszeit modelliert, die vor 15.000 Jahren zu Ende ging. Als das Eis zu schmelzen begann, füllten sich die u-förmigen Täler mit Meerwasser. Hier an der Mündung zum Meer ist das Wasser bei Weitem nicht so tief wie im Fjordinneren.
Höhepunkt der Tour war wohl, als der Kapitän das Boot in einen der verzweigten Seitenarme geführt und die Motoren abgestellt hat. Zwei unvergessliche Minuten haben wir inmitten der bewaldeten Hügel in fast absoluter Stille verbracht und nur der Musik der Natur gelauscht. Wasser, das gegen die Felswände rollt und der Gesang der Vögel. Wunderschön.


Danach haben sich die meisten entspannt nach innen verzogen und sich am Kaffee- (all-you-can-drink-) Automaten bedient. Auch wir haben uns etwas aufgewärmt - hier draußen merkt man nämlich, dass es noch Winter ist! Nach einer guten Stunde kamen wir dann wieder am Anleger bei Deep Cove an, stiegen erneut in den Bus und machten uns auf zur Besichtigung des Manapouri-Stromkraftwerkes. Es ist das größte Wasserkraftwerk Neuseelands und wird ferngesteuert. Zur Energiegewinnung macht es sich die starken Regenfälle in Deep Cove und das Wassergefälle zwischen den beiden Seen (Te Anau und Manapouri) und dem Fjord zunutze. Um- und Weiterbauten am Kraftwerk sind jedoch seit jeher ein heikles Thema für die Neuseeländer: Als man beispielsweise in den 60er Jahren massiv in die Natur eingreifen wollte, um die Seen zusammenfließen zu lassen, unterschrieben mehr als eine Viertelmillion Menschen eine Petition dagegen und konnten das Vorhaben so stoppen. Dieser Protest gilt als die Geburtsstunde der grünen Bewegung in Neuseeland. Interessant ist der Besuch des Kraftwerkes (zumindest wenn er im Preis inbegriffen ist) jedoch allemal - das müssen wir als Elektrikertöchter schonmal so sagen... :D

Von außen sind nur eine Umspannstation und Überlandkabel zu sehen.  
Nach der Fahrt durch einen 2 km langen, künstlich ausgegrabenen Versorgungstunnel kann man die Turbinenhalle, das Herzstück des Kraftwerks, im Inneren des Berges bestaunen. Laufen alle sieben Turbinen mit voller Kapazität, werden pro Sekunde bis zu 500 Kubikmeter Wasser (entspricht 500 Tonnen) durch die Anlage geleitet. Anschließend fließt es durch zwei 10 km lange Tunnelröhren in den Doubtful Sound. Auf Infotafeln in der Turbinenhalle konnte man sich an einem Modell des Kraftwerkes über dessen Arbeitsweise, den Bau und ein paar andere interessante Dinge belesen (oder sie einfach abfotografieren...^^).


Es brauchte 8 Jahre und 1800 Arbeiter, das Projekt fertigzustellen. Diese Schautafel gedenkt der 16 Männer, die während der Bauarbeiten umkamen.


Nun doch etwas erschöpft machten wir uns auf zur letzten Etappe: Mit dem Boot zurück über den Lake Manapouri.  

Wir können euch nur ans Herz legen, eine solche Tour zu machen, wenn ihr irgendwann einmal in Neuseeland seid. Das Geld ist es allemal wert und wer ein bisschen mehr Action braucht, kann sich im Sommer auch zu einer Übernachtungstour mit Kajak und Barbecue anmelden. Wahrscheinlich beschreiben die Bilder und ein paar Worte nicht einmal annähernd, wie fantastisch, friedvoll und beeindruckend dieser Tag für uns war. Aber eins ist sicher: Für uns wird er unvergessen bleiben! :)


Den nächsten Tag haben wir in Te Anau verbracht. Die kleine Stadt liegt am gleichnamigen See, dem größten der Südinsel und zweitgrößten Neuseelands. Te Anau bezeichnet sich selbst als "Welthauptstadt des Trekking", da viele weltbekannte Mehrtagestracks (wie der Milford Track, der Kepler Track und der Routeburn Track) hier beginnen. Der Zugang zu diesen ist limitiert und oft schon Monate vorher ausgebucht. Der Milford Track beispielsweise darf nur in eine Richtung begangen werden und neben geführten Gruppen dürfen täglich nur 40 zusätzliche Wanderer starten.
Im hiesigen Infozentrum gibt es eine Ausstellung zur Natur und Geschichte des Fiordlands, wo man auch ein paar "interessante" Maori-Legenden zu lesen bekommt. Beispielsweise soll die Göttin des Todes die fiese Te Namu Namu (Sandfly) geschaffen haben. Damit wollte sie den Menschen die Vollkommenheit und Schönheit des Fiordlands madig machen. Wir fanden's trotzdem schön - es gibt ja Insektenspray!

Blick auf den Lake Te Anau
Zurück bei Sharon und Alastair wollten wir uns eigentlich ans Sachenpacken machen, um am nächsten Tag aufzubrechen. Auch die beiden wollten wegfahren, um ihre Tochter an der Ostküste zu besuchen. Da Sani seit Invercargill jedoch immer noch mit einem grippalen Infekt zu kämpfen hatte, boten sie uns an, noch einen Tag länger zu bleiben, um etwas auszuspannen. Das nahmen wir dankend an, Sani hütete brav das Bett und wir verfolgten aufgeregt die ersten Wettkämpfe der Olympischen Spiele. Außerdem erklärten wir uns bereit, uns um die Tiere kümmern. :)


 

"Schau mir in die Augen, Sani."
Ohne Frage hatten wir wieder einmal einen schönen Stopp auf unserer Südinseltour. Morgen geht es weiter nach Wanaka, wo wir endlich Rhondas Sohn Paul, seine Frau Robyn und Tochter Lara kennenlernen werden. :)

Bis zum nächsten Mal!
Eure Claudi und Sani

Doubtful Sound, Neuseeland
26. Juli 2012

Mittwoch, 25. Juli 2012

Weiter auf der Southern Scenic Route

Hallo mal wieder!
Willkommen zurück auf unserer Tour durch den Süden der Südinsel. Seit wir von Dunedin aufgebrochen sind, halten wir uns immer an die Southern Scenic Route, eine der touristischen Straßen Neuseelands. Sie zieht sich auf über 600 Kilometern durch den gesamten Süden, führt durch Te Anau, was eines unserer nächsten Ziele sein sollte, und endet schließlich in Queenstown.

Unterwegs kamen wir natürlich nicht umhin, immer wieder kleine Stopps einzulegen. Riverton, ein regionaler Badeort mit netten Muschelstränden und wunderschönen Felsformationen im Wasser, war einer davon. Auch wenn es verdammt windig war und das Wetter eigentlich nicht wirklich zum Strandspaziergang motivierte, machten wir uns auf den Weg durch die Dünen, um ein Weilchen den spektakulären Wellen zuzusehen. Und am Strand fanden wir sogar endlich unsere erste eigene Paua! Dies ist nicht, wie viele glauben, eine Muschel-, sondern eine Seeschneckenart, die in allen warmen Meeren vorkommt. Sie hat eine wundervoll blau-glänzende, perlmuttartige Schale und ist eines der beliebtesten Souvenirs aus Neuseeland, da sie in der Maorikultur zu Schmuck verarbeitet wird. Sandra bleibt die Schönheit dieser wundervollen Geschöpfe der Natur leider bislang verborgen. ("Ich find' die total hässlich.")

 

Surfer-Statue in Colac Bay an der Southern Scenic Route. Der Ort soll ganzjährig ein Surferparadies sein, bei den winterlichen Temperaturen von 12°C hat sich aber anscheinend niemand ins Wasser getraut...
Die Route führt auch durch das kleine Örtchen Tuatapere, das einst vom Holzfällen lebte und heute von den Kiwis liebevoll als "Neuseelands Wursthauptstadt" bezeichnet wird. Der preisgekrönte Fleischer des Ortes hat sein Business jedoch abgegeben, was Tuatapere etwas von seinem Reiz nimmt; ansonsten gibt es hier nämlich bis auf einen 55 Kilometer langen Trekking-Pfad und viel Buschland ringsum nicht viel. Warum erzählen wir euch das? Andere Backpacker halten hier im besten Fall wohl nur für eine Tankfüllung. Wir jedoch hatten im Tankwart und Automechaniker Des und seiner Frau Lynette einen neuen Host - die beiden sind nämlich Freunde von Annette aus Balclutha und boten uns an, bei ihnen zu übernachten. Praktisch, wenn man eh ein paar Sachen am Auto zu überprüfen hat! ;) Sowohl Des als auch sein Sohn sind wie unglaublich viele Neuseeländer begeisterte Jäger und Fischer. Als Vorabendprogramm durften wir uns deshalb unzählige Jagdfotos ansehen und es ist wohl kein Wunder, dass es zum Abendessen Wild und (nicht schon wieder...) Whitebait gab.

Am nächsten Tag fuhren wir weiter in Richtung Te Anau, wo wir wieder einmal ein Bett bei uns noch unbekannten Bekannten haben. Unterwegs war noch ein kleiner Umweg zum 30 km abgelegenen Lake Hauroko drin, der mit einer Tiefe von 463 Metern der tiefste See Neuseelands ist. Er befindet sich bereits mitten im Fiordland-Nationalpark, dem mit Abstand größten Nationalpark in Neuseeland. Am See beginnen einige mehrtägige Wandertouren und auch für Kurzbesucher gibt's einen kleinen 20-minütigen Buschwalk durch den Regenwald. Leider wurden wir schnell von den biestigen Sandflies gepiesackt (Insekten, die scheinbar das gesamte Fiordland unter ihrer Kontrolle haben), so dass wir nach kurzer Zeit wieder aufbrachen...



Unser nächstes Ziel wird das Örtchen The Key nahe Te Anau sein und wir versprechen schon jetzt um einiges interessantere Bilder als dieses Mal. ;) Wir hoffen übrigens, ihr habt ein Nachsehen mit der verzögerten Berichterstattung; morgen geht's weiter. :)

Alles Liebe!

Montag, 23. Juli 2012

Invercargill tief im Süden: Die Sonne gibt den Takt an

Das neueste Kapitel unserer Neuseelandreise heißt "Invercargill". Ein großer Teil der hiesigen Bevölkerung ist schottischer Abstammung; auch Rhonda aus Nelson hat ein "Mc" im Nachnamen und ist hier aufgewachsen - kein Wunder also, dass es diesmal sie war, die uns mit Kontakten zum Übernachten versorgt hat! :)
Mit einer herzlichen Umarmung wurden wir bei unserer Ankunft am Samstagnachmittag von Carol begrüßt. Sie ist eine der ältesten Freundinnen Rhondas und die beiden halten seit etwa 40 Jahren den Kontakt zwischen dem Norden und der südlichsten Stadt der Südinsel. Auf die Frage, wie lange wir denn bleiben könnten, sagte Carol nur: "Wie lang ist ein Stück Strick?", und so begannen hier zehn wundervolle Tage voller schöner Erlebnisse - einschließlich einem ganz anderen Gottesdienst, Stricklehrgang, kommunalem Freiwilligendienst, einem Wiedersehen mit einem alten "Fisch-Kollegen", einer Herr-Der-Ringe-Session mit Glühwein bei einer waschechten Dresdnerin, einem unvergesslichen Geburtstag und unseren üblichen Sightseeing-Touren! :)

Invercargill an sich hat nicht ganz so viel zu bieten wie vielleicht die Studentenstadt Dunedin. Trotzdem gab es jeden Tag was zu unternehmen. Empfehlenswert sind zum Beispiel die Parks und Gärten der Stadt, selbst jetzt im Winter. 

Anderson Park einige Kilometer nördlich vom Stadtzentrum war ab den 1920er Jahren der Wohnsitz des stadtbekannten Unternehmers Sir Robert Anderson. Die herrschaftliche Villa im Zentrum des Parks, die darin befindlichen Gärten und ein kleines Waldgebiet gingen nach dessen Tod als Schenkung an die Stadt Invercargill. Heute beherbergt die Villa eine wunderbare Kunstgalerie, die neuseeländische Kunst aller Epochen - von bizarr bis wunderschön - zeigt. Das erste, was wir allerdings entdeckten, war eine stolze Sammlung Meißener Porzellans... ^^ 


Kunst gab's aber auch draußen zu entdecken... Außerdem einen zu dieser Jahreszeit ziemlich unspektakulären Rosengarten, viele verrückte Enten und einen kleinen Waldwanderweg mit heimischen Bäumen. Fazit: Wenn wir groß sind, wollen wir auch so ein Anwesen haben.

Mitten im Stadtzentrum und fast direkt vor Carols Haustür befindet sich der Queen's Park mit seinen verschiedenen Themengärten, einem kleinen Zoo und Vogelhaus, Wintergärten, dem Museum mit Kunstgalerie, einem Café und verschiedenen Sportstätten (Bowling, Krocket, Cricket etc.). Im Sommer muss es hier zauberhaft sein, auch wenn ein bronzener Peter Pan schon jetzt einen Hauch von Fantasy hierher zaubert... :)

Da geht's doch glatt mit einem durch...


"So einen will ich haben!"
(Sandra, fast 21)

Invercargill wurde 1856 von Stadtplanern auf geometrischem Grundriss angelegt. Auch wenn der Stadt noch immer ein recht provinzieller Ruf vorausgeht, findet sich trotzdem viel Kultur, viele Kirchen, ein wunderschönes Theater, nette Bars und Cafés und ein kleiner Stadtrundgang ist absolut lohnenswert. Der naheliegende Oreti Beach ist ebenfalls ziemlich schön, wenn man einfach ein bisschen am Strand "vor sich hinlaufen", den Wellen zusehen oder einen Blick auf Stewart Island, die drittgrößte Insel Neuseelands, werfen möchte.

Alle Kirchen hier wurden in Ziegelbauweise
errichtet: Katholische Baslika Saint Mary's
von 1905


Bank of  New Zealand
Obwohl die typisch neuseelänidsche Innenstadt so ganz anders aussieht als in Deutschland, haben wir uns daran gewöhnt. Kann mal jemand einen Deutschland-Blog für uns eröffnen?


Unter diesem Regenschirm im Zentrum sind alle Familien der Stadt in Stein gemeißelt - bei immerhin 50.000 Einwohnern eine Menge Pflastersteine! ^^ Aber ein sehr schönes Symbol! Und natürlich haben wir auch Carols Namen gefunden! :)
Civic Theatre
Bei Carol haben wir uns verdammt schnell eingelebt. Ein eigenes Zimmer, 'ne gemütliche Wohnküche und gleich nach der Begrüßung die Worte "Fühlt euch wie zu Hause"... Gesagt, getan! Gleich am ersten Tag sind Claudi und Carol gemeinsam zum Gottesdienst in ihrer Methodistengemeinde gefahren. ("Ah, Carol hat ein German girl mitgebracht!") Dort wurde erstmal von zehn Seiten berichtet, dass noch eine Deutsche Mitglied der Gemeinde ist. Die betreffende Person war schnell gefunden und anhand ihres Dialekts eindeutig als Dresdnerin überführt. ;) Außerdem haben wir Carols Familie kennengelernt: Ihre Tochter Rachael, deren Mann Keith und die beiden 13-jährigen Zwillinge.

Gemeinsam beim Arts Market im Velodrome von Invercargill.
Erst vor 6 Jahren eröffnet, ist es die einzige Hallenradrennbahn
Neuseelands und vor Kurzem wurde hier noch für die
Olympischen Spiele trainiert.

Unvergessen bleibt auch der geplante Filmeabend mit einer "Herr der Ringe"-Session. (Ja, Claudia hat sich endlich getraut!) Es sollte der perfekte DVD-Abend werden: Von Susanne aus Dresden hatten wir uns die Trilogie auf Deutsch ausgeliehen, nachdem wir - Dresdener Glühweingewürz sei Dank - gemütlich den ersten Teil bei ihr und ihrem Mann geschaut hatten. Carol hatte ihr halbes Wohnzimmer verrückt, damit wir alle drei gute Fernsicht haben und geschmacksneutraler Mais poppte bereits im Kochtopf. Da wir anders als die Kiwis unser Popcorn lieber süß als salzig mögen, wollte es Sani exquisit mit Zucker verfeinern. Blöd nur, wenn man statt nach Puderzucker fälschlicherweise nach Backpulver greift. Claudia ist immer noch schlecht.

Und weitere Highlights der Woche:
  • Carol kocht das beste Chinesisch unseres Lebens :)
  • Internationaler Austausch: "We have handball in Germany." - "Oh yeah, right, we have it, too. We call it volleyball!" xD
  • Wir treffen Sanis Schichtablösung vom Boot: Micheal (Ja, der wird wirklich so geschrieben!) aus Invercargill
  • Eine Nadel und viel Tinte ;)
  • Stricklehrgang - das erste Haarband ist fertig!
  • Wir hören endlich das neue Wise Guys-Album
  • Wir helfen Carol bei ihrem allwöchentlichen "Meals on Wheels"-Dienst und beliefern alte Leute mit Mittagessen und Nachtisch!
  • Fast täglich bekommen wir Besuch von Rach und den Zwillingen (die übrigens 'ne hammercoole Schuluniform mit noch viel cooleren roten Schuhe haben - Claudia hätte ein Paar haben können, wenn sie nicht so große Füße hätte...)
  • Beste Entscheidung der Woche: Sanis Geburtstag wird in Invercargill gefeiert!

      


Ein weiterer Programmpunkt war Bluff, die südlichste Siedlung der Südinsel und somit das Pendant zu Cape Reinga in Northland. Dort hatte uns vor etwa 8 Monaten unser Host Mike schon von Bluff erzählt. Aufmerksame Blogleser wissen allerdings, dass das hier nicht der südlichste Punkt der Südinsel ist; der befindet sich einige Kilometer entfernt am Slope Point in den Catlins. Stattdessen beginnt (oder endet?) hier der State Highway 1, der sich durch das ganze Land zieht. Vom Hafen aus kann man die Insel Stewart Island erreichen. Sie ist mit ihren nur 600 Bewohnern hauptsächlich von Wald und Gebirge geprägt und eher etwas für Liebhaber absoluter Entspannung oder von Wandertouren. Uns waren die $140 pro Person für die Fähre aber zu viel Geld, nur um sagen zu können, man sei dort gewesen. Auch die delikaten Bluff-Austern, Spezialität der Gegend, konnten uns nicht aus der Reserve locken. Stattdessen haben wir am sogenannten Stirling Point gehalten und uns von dort zu einem kleinen dreistündigen atemraubenden Bushwalk aufgemacht. Der führte entlang der Küste hinauf zum Bluff Hill, von dem aus man einen wunderbaren Ausblick hat.

Am Stirling Point finden wir wieder einmal einen Mast mit 12 Hinweisschildern in alle Welt, unter anderem zum 1401 km entfernten Cape Reinga.

      

Claudia vor Stewart Island
Aussichtsplattform auf dem Bluff Hill: Blick auf Bluff, den Hafen und die sonst ziemlich raue Foveaux Strait
Und da wir ja nun selbst seit ein paar Wochen begnadete Fischerinnen sind, statteten wir auch dem Hafen und einer Zweigstelle unseres letzten Arbeitgebers einen Besuch ab. ;)

 

Höhepunkt der Woche war aber nicht die erneute Begegnung mit Sanfords, sondern der 22. Juli 2012: 
Sani turns 21!

In Neuseeland wird der 21. Geburtstag traditionsbegründet groooß gefeiert. Zwar bekommt der neuseeländische Bürger seit einigen Jahren inzwischen auch schon mit Vollendung des 18. Lebensjahres alle Rechte und Pflichten eines Volljährigen zugestanden. Aber die Kiwis nehmen (Achtung, unterschwellige Kritik) scheinbar jede Entschuldigung an, sich volllaufen zu lassen, so dass der 21. immer noch DER Grund zum Feiern ist (genau wie der 18., der 20., der 25., ...)!

Wir haben uns ganz nach unserer Tradition für ein gemütliches Sonntags-Geburtstags-Geschenke-Frühstück zu zweit, Geburtstagsplätzchen backen (schließlich ist ja Winter!), einen entspannten Tag im Park und ein wundervolles Pizza-Abendessen mit Carol, Rach und Co. entschieden. Und ganz ehrlich, das war wohl der beste Geburtstag, den man im Ausland haben kann: In lieber Gesellschaft mit einer kleinen Rede von Keith ("Wir wissen es zu schätzen, dass wir deinen 21. Geburtstag mit dir feiern dürfen und trinken auf dein Wohl!"), der besten selbstgemachten Pizza (Danke, Jamie Oliver!), einer wunderbaren Geburtstagstorte und dem Gefühl, auch am anderen Ende der Welt Teil einer Familie sein zu dürfen! 

Olivea und Millie machen alles gemeinsam...
(Man achte auf den Hintergrund: "Und wer macht jetzt den Ofen auf?")
Dazu Anrufe aus Deutschland (Danke Papa, Oma und Opa - wir hoffen, die Telefonrechnung war zu verkraften...) und abends dann noch einmal eine kleine Skypesession mit Daheim! (Danke an Mama, Oma und Opa, und die liebsten Cousinen! Valerie, die neue Friese ist cool!)
Dass der Abschied nach so einer schönen Woche mehr als schwer fällt, müssen wir wohl nicht extra erwähnen. Zwar zählt Invercargill nicht zu dem Spektakulärsten, was Neuseeland zu bieten hat (und statistisch gesehen ist keine Stadt des Landes so wolkenverhangen, was man bei unseren Sonnentagen gar nicht glauben kann). Aber wir bestätigen hiermit das ungeschriebene Gesetz, das uns schon von sämtlichen Seiten zugetragen wurde: Je südlicher man in Neuseeland kommt, desto netter werden die Leute. 

Bis bald! Eure Sani und Claudi