Samstag, 2. März 2013

Las Vegas: Steck dem Burro den Schwanz an in der Stadt der Sünde

Hallo aus Las Vegas!

Auch wenn der Bundesstaat Nevada nicht unbedingt an der Westküste der USA liegt und sich Las Vegas mit gut 270 Meilen* Entfernung auch nicht um die Ecke befindet, haben wir die Chance genutzt, Sin City, der "Stadt der Sünde", einen Besuch abzustatten. Von unseren Freunden Steffi und David (Vielen Dank euch beiden!) waren wir mit der Adresse eines netten Couchsurfing-Hosts ausgestattet worden und so ging es am Dienstagabend mit vollem Tank "auf nach Vegas!" Über die Strecke an sich können wir euch nicht viel erzählen, da wir anfangs erst einmal gut drei Stunden im Berufsverkehr von L.A. stecken blieben - es geht doch nix über eine gute Reiseplanung. Ab dem Zeitpunkt, ab dem man hätte die interessante Landschaft genießen können, war indes die Dunkelheit hereingebrochen... Aber in pechschwarzer Nacht durch die Wüste zu fahren und dann plötzlich wie aus dem Nichts die glitzernde, leuchtend-bunte Stadt vor sich erwachsen zu sehen, ist auch eine großartige Sache und tröstete über die verpasste landschaftliche Einzigartigkeit hinweg; außerdem wussten wir ja, dass wir in vier Tagen die gleiche Strecke zurück nach Newport Beach fahren würden.
Nach knapp sechs Stunden Fahrzeit erreichten wir das Haus unseres Hosts Gregg, 25 Kilometer nordwestlich von Vegas. Er wohnt in einer riesigen Villa, in der wir, nachdem wir gemeinsam den nächsten Tag geplant hatten, dankenswerterweise schnell in einem eigenen Schlafzimmer in ein großes, superbequemes Doppelbett fallen konnten!
* 440 Kilometer, wir müssen auch noch immer umrechnen...

Gleich am nächsten Morgen - Gregg musste zwar arbeiten, hatte uns aber mit ausreichend Infos und Ausflugszielen versorgt - fuhren wir zum nahe gelegenen Red Rock Canyon, einer versteinerten Sandsteindünenlandschaft aus dem Zeitalter des Jura. Durch das 330 Quadratkilometer große Naturschutzgebiet führt eine breite Panoramastraße ohne Gegenverkehr, so dass wir sogar beim Fahren einen spektakulären Ausblick auf die Felsen hatten, ohne Angst um den kleinen Mietflitzer haben zu müssen. Wie der Name schon sagt, erstrahlt der Canyon in leuchtend-roter Farbe und ist bereits von Weitem auszumachen. Und obwohl es an diesem Tag - und verglichen zum sonnigen Kalifornien - frostig kalt war, waren wir mit einem strahlend blauen Himmel und Sonnenschein gesegnet, so dass der Kontrast besonders gut zur Geltung kam. :)

Wie bei Mumford & Sons: "The Road to Red Rock" :)   

Mit dem kleinen Nissan über den 21 Kilometer langen Scenic Drive...


      

                         




Von der Straße aus starten kleine und große Wanderrouten mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Natürlich nur zeitbedingt haben wir uns für eine leichtere Route zum "Ice Box Canyon" entschieden. ;)

Der Pfad führt in eine kühle, schattige Schlucht, in der saisonale Wasserfälle sogar noch in den frühen Sommermonaten zu Eis gefrieren - und das, obwohl dann die Temperaturen nur ein paar dutzend Meter weiter schon bei 30°C liegen können.
Der Red Rock Canyon ist ein beliebtes Tagesausflugsziel für Besucher von Las Vegas und dementsprechend bevölkert war auch der Nationalpark. An den verschiedenen Aussichtspunkten und Picknickplätzen entlang der Panoramastraße reihten sich Autos aus allen Teilen der USA aneinander, gut auszumachen an den verschiedenen bunten Nummernschildern, die auf die unterschiedlichen Staaten hinweisen. Hier wurde uns besonders deutlich, warum wir auf unserer Reise durch andere Länder bisher nicht allzu viele Amerikaner kennengelernt haben: Sie haben ihr eigenes, riesiges Land zu erkunden und für sie ist das Reisen durch die einzelnen Bundesstaaten der USA scheinbar ähnlich vielseitig wie eine Europareise für uns. Oft kamen wir an den Aussichtspunkten immer wieder mit denselben Leuten ins Gespräch und waren dabei als deutsche Backpackerinnen sowas wie bunte Hunde, andere europäische Traveller haben wir zwischen all den Amis nämlich kaum gesehen oder gehört - auch mal schön! :) Von einer Familie bekamen wir den Hinweis, auf dem Weg ins Zentrum von Las Vegas der "Bonnie Springs Ranch" einen Besuch abzustatten. Dort gäbe es ein nettes Restaurant, einen kleinen, kostenfreien Zoo und mit etwas Glück bekämen wir auf dem Weg dahin vielleicht sogar die zahmen Wildesel, Burros, nach denen Sani ganz verrückt ist, zu Gesicht. Wird gemacht!

"Claudia! Burroooooooooos!!!"
Hier sieht's aus wie im Wilden Westen...

     

Ein erster Blick auf eines der Hotels bei Tageslicht:
Mandala Bay, wo der "Strip" beginnt, vom Highway aus
Nachdem wir die frei umhertrottenden Esel bestaunt und ein bisschen im Zoo herumgeschlendert waren, machten wir uns nachmittags schließlich auf den Weg ins Zentrum von Las Vegas. 40 Millionen Touristen jährlich tun uns das übrigens gleich - oder wir ihnen... :) Selbst für US-amerikanische Verhältnisse ist die Stadt noch relativ jung: Auch wenn sich die ersten Siedler schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts hier mitten in der Wüste niederließen, ist die Metropole erst seit 1905 offiziell eine Stadt. Besonders im Bereich um die Fremont Street bildete sich schon damals, was Las Vegas bis heute ausmacht: Das Vergnügungsszentrum der Stadt mitten in der Wüstenregion. Heute wohl am bekanntesten ist der "Strip", ein fast sieben Kilometer langer Abschnitt des Las Vegas Boulevard, auf dem sich die bekanntesten Luxushotels und Kasinos der Stadt aneinanderreihen. Die meisten dieser sogenannten Megaresorts hier entstanden erst Mitte der 90er Jahre und sind detailreiche Nachbauten bekannter Orte der Welt: Es gibt das "Luxor" im Stil des alten Ägyptens mitsamt einer Pyramide und Sphinx, den Eiffelturm vor dem "Paris Las Vegas" und sogar den Nachbau eines eigentlich urdeutschen Unikats, das "Hofbräuhaus Las Vegas".

Claudi vorm "Excalibur", einem Hotel mit über 4000 Zimmern,
mehreren Restaurants, Swimmingpools und natürlich einem
riesigen, mittelalterlich anmutenden Kasino in seinem Inneren.
"New York New York Hotel"


Sani vorm "Bellagio", einem der größten Hotels weltweit. Den meisten ist das Kasino hier sicher aus Ocean's 11 und Ocean's 13 bekannt. Wir tun es Rusty Ryan und Danny Ocean gleich und schauen uns den Laden mal von innen an...
Foyer des "Bellagio": Von hier aus gelangt man zu den Restaurants,
Daddelautomaten und Spieltischen, verschiedenen Ausstellungen,
Boutiquen und und und ...


                  


Schokobrunnen, eine äußerst
pompöse Innendekoration und ...

... Sani checkt indes schon mal
potentielle Hochzeitslokalitäten aus!





Im Foyer gibt es anlässlich des chinesischen Neujahrs
eine riesige Blumenausstellung "im Zeichen der Schlange". :)

Und während wir im Inneren der Kasinos kaum bemerkt hatten, dass es noch helllichter Tag ist, tobte auch draußen das Leben, wie hier vorm Bellagio, wo man mehrmals stündlich eine grandiose Springbrunnenshow zu sehen bekommt.

     

Insgesamt stehen in Las Vegas' Hotels mehr als 150.000 Betten zur Verfügung und neben den Kasinos und Shows ist die Stadt außerdem berühmt für ihre vielfältigen, supergünstigen Buffetangebote und die beliebten Hochzeitskapellen (Eheschließungs- und Scheidungsgesetze sind im Bundesstaat Nevada sehr unkompliziert gestaltet). Auf den Straßen werden aber auch massenhaft Werbeflugblätter von Strippern und Prostituierten verteilt, was dem Image der "Stadt der Sünde" noch immer gerecht wird. Ganz unspektakulär trafen wir uns hingegen später mit Gregg, der beruflich ein ordinärer Grundschullehrer ist, zum Abendessen. Im Anschluss zeigte er uns dann die Fremont Street, also den "alten" Teil von Las Vegas. Lange Zeit war das Gebiet um diese Straße das Zentrum der Vergnügungsindustrie, zumal 1925 hier die erste Glücksspiellizenz in den USA vergeben wurde. Seit den 90er Jahren allerdings hat der Strip der Fremont Street immer mehr den Rang abgelaufen.

In einer relativ ruhigen Seitenstraße befindet sich das bei den Einheimischen sehr beliebte "Lotus of Siam", eines der besten Thai-Restaurants, in denen wir je gespiesen haben. :)
Die Kasinobetreiber der Fremont Street haben auf die "Abwanderung" der
Daddler reagiert, indem sie umfangreiche Renovierungen vorgenommen,
Multiplexkinos gebaut und neue Attraktionen geschaffen haben. So ist
auch hier inzwischen wieder alles bunt, knallig und laut. 
                    


Unter der Fremont Street Experience: Auch diese Attraktion soll seit 1995 Touristen vom Strip zurück nach Downtown Las Vegas locken. Es handelt sich dabei um eine gewölbeförmige Kuppel mit über 12 Mio. LEDs und 220 Lautsprechern, auf der nach Einbruch der Dunkelheit stündlich Licht-Musik-Shows vorgeführt werden. Wir durften dem Bon-Jovi-Hitmix lauschen, yeah!
Gambler (das englische Wort für Zocker) ...
... und andere Verrückte auf der Fremont Street. :)
Trotz später Stunde schleifte uns Gregg (das meinen wir auch so, nachdem wir mit ihm unzählige gestellte Fotos auf der Fremont Street schießen mussten) schließlich noch zu einem weiteren Wahrzeichen der Stadt, dem weltberühmten Neon-Willkommensschild "Welcome to Fabulous Las Vegas" aus dem Jahr 1959. Während in den 1940er Jahren in Vegas der Wettlauf um die größte und auffälligste Neonleuchtreklame ausgebrochen war, werden diese heute zunehmend von riesigen digitalen Anzeigetafeln und Videobildschirmen verdrängt. Da sich das Schild indes seit seiner Installation nicht verändert hat, stellt es definitiv eine Art Konstante in der schnelllebigen Stadt dar.

Na okay: "Cheeeese!" Weil das Schild ein beliebtes Fotomotiv ist, hat man hier vor einigen Jahren sogar einen Parkplatz für Autos und Touristenbusse auf dem Mittelstreifen errichten lassen. Nun müssen die Touristen nicht mehr volltrunken über die dreispurige Fahrbahn torkeln , sondern können sich gefahrlos verewigen lassen. xD
Auf, auf in Richtung
Grand Canyon
Sehr früh am Donnerstagmorgen verließen wir Vegas in Richtung Osten für einen Tagesausflug zum Grand Canyon. Auf der viereinhalbstündigen Autofahrt durch die Wüste von Nevada und Arizona machten wir am Morgen vorerst aber einen nicht allzu großen Umweg über die Hoover-Talsperre, wo der Colorado River in einer riesigen Schlucht zum Mead-Stausee, dem größten Stausee der USA, aufgestaut wird. Mit unfassbarem Aufwand wurde dieses gigantische Projekt in den 1930ern hier quasi aus dem Boden gestampft. Erst im Nachhinein wurde uns eigentlich bewusst, was die Arbeiter damals unter schwersten, gefährlichen und leider oft menschenunwürdigen Bedingungen leisten mussten. Um den Blogeintrag aber nicht noch mit zusätzlichen Infos über den Bau dieses Technikwunders zu speisen, gibt es für alle Interessierten zwei Dokumentationen, die wir euch ans Herz legen wollen: Die BBC zeigt in einer großartigen Folge seiner Dokureihe "Weltwunder der Technik" auch den Bau des "Hoover Dam". Wenn ihr im TV mal über die Reihe stolpert - unbedingt anschauen! Und eine ähnliche, im Netz verfügbare Dokumentation des ZDF mit vielen wissenswerten Infos über den Damm wollen wir euch an dieser Stelle nicht vorenthalten.

Seit fast 80 Jahren regelt die 221 Meter hohe Talsperre die Wasserzufuhr in der trockenen Wüstenregion und deckt damit zum Teil die Wasserversorgung der Bundesstaaten Arizona, Nevada und Kalifornien ab. Außerdem dient das Werk zur Stromerzeugung.

Da der Colorado River die natürliche Grenze zwischen
den Bundesstaaten Nevada und Arizona bildet, begeben
wir uns mit der Fahrt über den Hoover-Staudamm nicht nur
in den 4. der von uns besuchten US-Staaten, sondern auch
in eine neue Zeitzone. 
Blick auf den Colorado River von der Staumauer aus...  
Auch, wenn es so aussieht, die Masten sind nicht dabei, gerade
in den Canyon zu kippen. Sie mussten schräg installiert werden,
damit die Stromleitungen, die die Schlucht überqueren, das Gestein
nicht berühren. Dies würde aufgrund seines hohen Eisengehalts
nämlich einen gigantischen Kurzschluss verursachen.

Nachdem wir wir uns von der unglaublichen Dimension des Damms überzeugt hatten, hieß unser nächstes Ziel also Grand Canyon! (Haben wir eigentlich schon erwähnt, dass das Navi, das wir zwei deutschen Backpackerinnen in Fidschi abgekauft haben, Gold wert ist?) Über einen Wüstenhighway ging es viele Meilen geradeaus; Willie Nelson, Dolly Parton und Co. im Ohr, die ihre Hits durchs Autoradio schmetterten. Nach zwei Stopps - an einem sehr authentischen US-Truckerimbiss und einem wunderschönen Aussichtspunkt über die Wüste und den Colorado River - erreichten wir gegen Mittag den Grand Canyon Nationalpark. Hier befindet sich der Großteil des Grand Canyon, der tiefsten, längsten und breitesten Schlucht der Erde!

Angekommen im wüstenhaften Nordwesten Arizonas!
Nachdem wir das Örtchen Tusayan, ein Hotel- und Restaurantdorf, passiert hatten, wurden wir am Eingang zum Nationalpark blöderweise sofort abkassiert: Nur für $25 pro Auto dürfen Besucher in den Park hinein. Das Ticket hat eine Gültigkeit von sieben Tagen, was uns, die wir nur ein paar Stunden am Grand Canyon verbringen wollten, allerdings nicht viel nützte. Logischerweise stand Umdrehen nicht zur Debatte und so löhnten wir zähneknirschend die Nationalpark-Einfuhr-Gebühr, obwohl wir doch momentan jeden Dollar dreimal umdrehen - es sollte sich aber selbstverständlich lohnen!

Im Besucherzentrum des Parks ließen wir uns zuerst einige Informationen über die Geschichte und Geologie des Canyon geben, dann ging es mit gezückter Kamera - den Menschenmassen hinterher - zum Mather Point, dem wohl bekanntesten, beliebtesten, aber auch überfülltesten Aussichtspunkt direkt hinter dem Besucherzentrum.

Eines müssen wir gleich zu Beginn festhalten: In der Realität
ist der Canyon noch viel großartiger und mächtiger als in
unserer Vorstellung!!!
Wir kamen aus dem Staunen nicht heraus - die Kulisse war und ist einfach einzigartig!


Die "Große Schlucht" ist rund 450 Kilometer lang,
bis zu 30 Kilometer breit und an den tiefsten Stellen
fast 1700 Meter tief!


Jahrhundertelang stellte der Canyon eine unüberwindbare Naturbarriere dar. Erst 1869 wurde sein Inneres erforscht und er bekam seinen Namen „Grand Canyon“. Heute ist er zusammen mit dem Empire State Building der meistbesuchte Ort der Vereinigten Staaten. Dabei steigen jedoch nur wenige Besucher hinab in die Schluchten bis zum Colorado River; da man sich dort unten schnell verlaufen kann, sind es meist erfahrene Bergsteiger, die wirklich in den Canyon hineingehen, oder aber abenteuerlustige Touristen mit dicken Geldbeuteln, die an geführten Maulesel- oder Raftingtouren teilnehmen. Wir jedenfalls taten es den meisten der jährlich fünf Millionen Besucher gleich und fuhren mit dem Auto gut 50 Kilometer am südlichen Rand der Schlucht, dem "South Rim", entlang. Hier gab es dutzende Aussichts- und Picknickplätze mit spektakulärem Blick über die Landschaft des Grand Canyons und manchmal hatten wir sogar einen kontrastreichen Ausblick auf den stechend blauen Colorado River.

Je nach Gesteinsart und Lichteinfall erstrahlen die
Schiefer-, Granit-, Kalk- und Sandsteinschichten
des Grand Canyon in Rot, Gelb, Braun, Grün oder
Schwarz. Und Sani strahlt mit. ;)

Den Grund für das ganze Naturschauspiel sieht man im Hintergrund: Der Colorado River hat sich über die Jahrmillionen durch das Felsmassiv gegraben. Aufgrund der zahlreichen Gesteinsschichten mit ihren unterschiedlichen Härtegraden entstand dabei das charakteristische Treppenprofil an den Wänden des Grand Canyon. 



Ein wenig schade war es, dass wir in den wenigen Stunden, die wir im Nationalpark hatten, immer nur von einem Ausblick zum nächsten fahren konnten. Immerhin war der Vorteil zu den hiesigen Shuttlebussen aber, dass wir uns weniger belebte Plätze für unsere Stopps aussuchen, manchmal in völliger Stille die sagenhafte Landschaft genießen und ein bisschen herumkraxeln konnten. Vom Aussichtspunkt "Hermit's Rest" im Westen bis zum "Desert View" im Osten führte uns eine geteerte Straße und mehrmals bekamen wir Rotwild, einmal sogar einen Elch zu Gesicht!

Unser letzter Halt war der Desert View Watchtower. Der gut zwanzig Meter hohe Wachturm stellt aber, anders als wir erst vermutet hatten, kein Relikt der alten hier ansässigen Indianerstämme dar, sondern ist ein 1932 errichteter Nachbau, der das Leben der amerikanischen Indianer in Vergangenheit und Gegenwart besser verständlich machen soll. Im obersten Stockwerk bietet der Turm einen grandiosen Panoramablick, liefert mit authentischen Möbeln, Decken- und Wandmalereien einen kleinen Einblick in die indianische Kultur und gibt auch kaufwilligen Touristen die Möglichkeit, etwas vom Grand Canyon mit nach Hause zu nehmen. So ist er Beobachtungs-, Rastplatz und Souvenirgeschäft in einem. Uns hat er eher an unsere Sandkasten-Indianer-Sammlung erinnert - genauso einen Turm hatte unser Fort nämlich auch! :)

 

             

                                           


Als wir unseren Blick schließlich nach vielen Stunden zum letzten Mal vom Grand Canyon abwenden mussten, wurde uns wirklich bewusst, was für ein einmaliges Naturphänomen es war, das wir heute bezeugen durften.
Bevor wir aber am Abend beschwingt und voller neuer, einmaliger Eindrücke den Weg zurück nach Las Vegas antreten konnten, mussten wir uns - als Folge der erneuten Nichtbeachtung des sich leerenden Benzintanks - wieder einmal mit aufkommender Panik abfinden. Ruhig Blut... Eine überteuerte Tankstelle gab es im 40 Kilometer entfernten Tusayan, durch das wir eigentlich gar nicht mehr hätten fahren müssen, hätten wir schon bei unserer ersten Durchfahrt getankt. Claudi, wann hat diese Desorganisation mal ein Ende???
Nach vier Stunden Autofahrt kamen wir schließlich wieder zu Hause bei Gregg an und fielen um Mitternacht erschöpft, aber erfüllt von den Impressionen und der Mächtigkeit der Natur in unser Himmelbett. :)

Es kommt euch vielleicht anstrengend vor, aber wir haben es ja schließlich auch durchgemacht: Gleich am nächsten Tag stand noch einmal das totale Kontrastprogramm auf unserem Plan. Nachdem wir ausgeschlafen, gefrühstückt und ein paar Besorgungen gemacht hatten, fuhren wir als "Überraschungsgäste" in Greggs Grundschule, um ihn bei seiner Arbeit zu besuchen - schließlich wollten wir neben all dem Glanz und Glamour auch das "normale" Leben Las Vegas' kennenlernen. Dabei ist aber selbst die Normalität an einer US-amerikanischen Grundschule eine völlig andere als für uns Deutsche vorstellbar. Als wir ankamen, wurden gleich am Eingang Fotos von uns gemacht und wir mussten uns extra für uns angefertigte Namensschilder anheften, bevor wir die Schulzimmer betreten konnten. Dies ist wohl nicht zuletzt dem Massaker an einer Grundschule in Connecticut geschuldet, das erst wenige Monate zurückliegt - hier wurde uns deutlich, wie tief das ganze Land nach diesem Amoklauf noch erschüttert ist. 

Die Schüler lassen sich dahingegen am ehesten als "wilde Meute" beschreiben: Die knallig bunten Klassenzimmer hatten allesamt Durchgangstüren, so dass es oft vorkam, dass Kinder aus anderen Klassen hindurchmarschierten, um zur Toilette zu gelangen. Eine kleine PC-Ecke mit mehreren Bildschirmen, Regale mit Spielsachen und Büchern, typisch amerikanische Schulbänke - alles erinnerte an ein wüstes Chaos, das sich ungemein wohl auch auf die Schülerinnen und Schüler übertragen musste. Seine Klasse jedoch hatte Gregg fest im Griff! 
Da in seiner Schule die jährliche Literatur- und Lesewoche stattfand, hatten wir ihm versprochen, den Kindern "Red Riding Hood" (oder wie sie nach unserer Anleitung sagten: "Rodd-Gebbschn") vorzulesen. 

     

Nachdem wir 21 Kinder glücklich gemacht hatten, bahnten wir uns noch einmal den Weg durch den dichten Verkehr zum "Strip". Noch immer gab es zahlreiche Hotels und Kasinos zu erkunden und wir hatten außerdem munkeln gehört, dass es im "Caesar's" eine riesige Einkaufsmeile inklusive eines vierstöckigem H&Ms geben sollte - nach anderthalbjähriger Abstinenz ein paradiesisches Muss für Sani! :D


Auch wenn es alles nur Attrappe aus Pappmaschee ist: Die Innengestaltung der einzelnen Hotelkomplexe ist gigantisch. So kann man hier im "Caesars Palace" wirklich meinen, man sei im antiken Rom gelandet. Und wieder einmal tun Lichtinstallationen ihr Übriges, um die Kunden vergessen zu lassen, dass der Tag draußen erst 14 Stunden alt ist.
Die Wendel-Rolltreppe im Foyer des Caesars
ist eines der Schmuckstücke des Hotels.
Drinnen ist Sonnenuntergangsstimmung, während draußen die Sonne scheint. :)
     

Noch einmal schlenderten wir den belebten, fast sieben Kilometer langen Strip entlang und vertrieben uns die Zeit einfach nur damit, in die verschiedenen Luxushotels und Kasinos zu gehen oder die unterscheidlichsten Menschen auf der Straße zu beobachten. :)

Straßenkünstler...
... und "Prominente"! :D

Überall findet man aufwändige Außendekorationen: Auch Harley-Davidson lässt sich nicht lumpen!  
Heute muss Sanis Glückstag sein: Ein Naschtempel voll
mit ihrer Lieblingssüßigkeit! Welch Unglück, dass wir noch
über vier Wochen fasten werden. -.-  Doch abgesehen von
der Schokolade gibt es hier noch viele andere, sehenswerte
Dinge, die die Welt nicht braucht!

          


Der Las Vegas Strip bei Nacht...
Bei Einbruch der Dunkelheit warfen wir noch einmal den ein oder anderen Blick in die Kasinos und schlichen um die dortigen Automaten herum - immer in der Hoffnung, uns würde sich die Funktionsweise dieser Höllenmaschinen irgendwie erschließen. Wer nämlich denkt, man müsse hier für's große Geld nur einen Hebel ziehen oder drei Knöpfe drücken, der hat sich geschnitten! :) Mangels Anwesenheit eines Experten, der uns Greenhorns in die Welt der Spieler und Zocker einführen könnte, gaben wir die Hoffnung, jemals an einem Spielautomaten in Las Vegas zu daddeln, schließlich auf. Stattdessen begaben wir uns (zum 5., 6., 7. Mal?) in den Genuss der Springbrunnenshows vorm Bellagio, bevor wir uns schließlich noch einmal mit Gregg zum letzten gemeinsamen Abendessen trafen.

Im Inneren des Cosmopolitan, dem Sorgenkind der Deutschen
Bank; vor seinen Türen demonstrieren indes wütende Angestellte
und fordern einen neuen Gewerkschaftsvertrag. Hier ist was los!

Und weil ein Video manchmal mehr sagt als 1000 Fotos, haben wir keine Kosten und Mühen gescheut, euch an einer solchen Show mal in voller Länge teilhaben zu lassen! Hier geht's lang!
(ggf. muss zum Anschauen ProxTube runtergeladen werden.)
Am darauffolgenden Tag wollten wir den Weg zurück nach Newport Beach zu Annie antreten. Vorher gab es jedoch noch zwei weitere Highlights für uns - angeblich Dinge, die man einfach gemacht haben muss, wenn man in Vegas verweilt: Da Gregg heute Geburtstag hatte, luden wir ihn zu einem der berühmten Las Vegas-Buffets ein! Fast alle Hotels bieten "All you can eat"-Menüs zu bestimmten Themen an: Von Steak-, Sushi- und Fine-Dining- über Karneval- oder Paradies-Buffets, um nur einige zu nennen. Das Geburtstagskind empfahl einen Kasino-Hotel-Komplex, in dem vorrangig Einheimische anzutreffen sind. Das Frühstücksbuffet war einfach großartig... Die Liste der Speisen würde euch nur neidisch machen. ;) Deshalb belassen wir es dabei, euch zu sagen, dass wir drei Stunden köstlich geschlemmt und an Champagner genippt haben - und das alles für umgerechnet nur 10 Euronen pro Person. Einmal kann man sich das schon leisten, Reisebudget hin oder her! :D 
Und danach bekamen wir dann schließlich doch noch unsere Spielautomaten-Einweisung: Gregg hielt uns gönnerhaft jeweils eine $5-Note vor die Nase und sagte, wir könnten Las Vegas nicht hinter uns lassen, ohne wenigstens versucht zu haben, das große Geld zu machen. :) Prompt wurde aus dem Grundschullehrer ein Zockermeister und wir hatten unseren Einstieg in die Welt der Spieler! Bleibt nur zu sagen, "Schuster, bleib bei deinen Leisten" oder aber "Pech im Spiel, Glück in der Liebe"! :) Naja, für uns steht jedenfalls fest:

    Nie wieder Hütchenspiel! Nie wieder in die Spielothek!
    Nie wieder Hütchenspiel! Oh, das ganze Geld ist weg!
    Nie mehr Las Vegas und nie mehr Quartett!
    Nie wieder Hütchenspiel - oder Russisches Roulette!

Dann machten wir uns startklar, um durch die Wüste zurück nach Kalifornien zu düsen, wo gleich am nächsten Tag ein weiteres großes Abenteuer auf uns warten sollte - ein Abenteuer, auf das wir beide über 20 Jahre warten mussten. Dazu beim nächsten Mal mehr! ;)
Nun hieß es erst einmal, von Gregg Abschied zu nehmen und auf ein Wiedersehen zu hoffen, dann sprangen wir erneut in unseren kleinen roten Flitzer, diesmal mit Phantom Planet im Ohr: "California here we come, right back where we started from!"

Eine schönes Wochenende und bis bald,
eure Sani und Claudi

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