Samstag, 28. April 2012

... doch jetzt ist es für uns so weit - wir hatten eine gute Zeit!

Blick auf  die Richmond Ranges.* Nur einer der Spots auf unserem täglichen Arbeitsweg!
Hallo ihr da drüben!
Ein vorerst letztes Mal melden wir uns heute aus Richmond bei Nelson! Jaaaa, wir sind noch immer hier. ;) Aus "Ihr könnt ein oder zwei Tage bei uns übernachten" (Larry), sind insgesamt drei Monate geworden und wir beide hätten nicht gedacht, dass wir an diesem Ort sowas wie sesshaft werden! Aber bisher hat eben nichts dagegen gesprochen, weiterzuziehen. Im Gegenteil: Die Arbeit bei Elite Viticulture und im Restaurant hat bis zur letzten Minute Spaß gemacht, es ist toll, zur Abwechslung mal wieder einen Alltag zu haben und unsere Ersatzfamilie, die Nachbarn, Kollegen und Freunde haben uns das Leben hier bunt gemacht!
Wir versuchen, euch heute noch einmal einen kleinen Einblick in unser emsiges Arbeitsdasein, unsere aktuelle Freizeitgestaltung und das - zuweilen etwas andersartige - Leben in Neuseeland zu geben!

Wir waren noch immer "allein zu Haus", hüteten Rhondas Häuschen und gingen jeden Tag fleißig zur Arbeit. Obwohl Alida ja schon ein paar Wochen nicht mehr da war, mussten wir nicht mit unserem eigenen Auto fahren, sondern kamen in den Genuss, jeden Tag von unserem Boss persönlich vor der Haustür abgeholt zu werden. Das war allerdings nicht so luxuriös, wie man vielleicht meinen sollte.. :D Jeden Morgen quetschten wir uns auf die Dreierbank von Johns Pickup - Sani zwischen Schaltknüppel, Johns linkem und Claudias rechtem Bein... Da wird Anschnallen überflüssig (einen Gurt gab es aber eh nicht). Dann ging es mit etwa 3 1/2 Pferdestärken und voller Kraft voraus in die Moutere Hills, wo sich die meisten unserer Weingüter befinden. Nicht mal das Radio konnte das Motorengejaul übertönen! :)

Das Beste: Spektakuläre Sonnenaufgänge auf dem Weg zur Arbeit und eine tolle Sicht auf die Richmond Ranges auf dem Heimweg!
 

Während Rhonda noch immer durch den Süden der Südinsel zog, nahmen wir uns Zeit, einen guten Freund aus dem Norden der Nordinsel wiederzusehen. Richtigerweise müsste es eigentlich heißen, dass sich Ramon, bei dem wir in Whangarei Heads untergekommen waren, Zeit für uns genommen hat! :) Er ist in Nelson aufgewachsen und zur Schule gegangen und noch immer wohnen seine Verwandten hier. Ramon hatte sich spontan entschieden, nach Nelson zu fliegen, um sich von seiner Familie zu verabschieden, weil er auch mal wieder auf Reisen gehen wollte. Und so kam es, dass wir ihn zum dritten Mal hier in Neuseeland getroffen haben. :) Nach Milchkaffee und leckerem Karamellkuchen ging's noch in die im Art Deco-Stil erbaute Kathedrale Nelsons und dann mussten wir uns auch schon wieder von Ramon verabschieden, der inzwischen mit dem Fahrrad durch Iran, Turkmenistan und Afghanistan fährt.



Blick von der großen Freitreppe vor der Kathedrale auf die Innenstadt
Eine Woche später lud uns Rugs zu einem Ausflug zu den Nelson Lakes, etwa 100km südlich von Richmond, ein. Das Wetter ließ an diesem Tag verdammt zu wünschen übrig, was wirklich schade ist, weil eigentlich jeder davon schwärmt, wie toll die Lakes im Sommer sind. Mit Gore-Tex-Jacken und Kamera ausgestattet trotzten wir dem Regen jedoch und hatten letztlich einen feucht-fröhlichen Nachmittag, der mit selbstgebackenen Plinsen (alle Nicht-Sachsen mögen dies bitte googlen) in Rhondas Küche endete! ;) Außerdem sind internationale Begegnungen überhaupt immer wieder amüsant, wenn man sich über die jeweiligen Traditionen austauscht. So zeigten wir Rugged am Abend ein paar Zuckertüten-Bilder mit den Worten: "This is what German kids get on their first school day!" Rugged: "A party hat?" :D

 

 


 



Nach dreieinhalb Wochen, die wie im Fluge vergingen, kam auch unsere liebe Rhonda wieder zurück. Da sie in der Zwischenzeit Geburtstag hatte, organisierten wir gemeinsam mit Fran eine kleine Überraschungsparty mit Pot Luck. Dieses gängige neuseeländische Event nach dem Motto "Bring einen Teller" (Achtung, keinen leeren!) bedeutet, dass jeder Gast irgend eine Speise - süß oder herzhaft - mitbringt. Dann wird alles auf einem Tisch zusammengewürfelt und man kann sich stundenlang durch die verschiedensten Gaumenfreuden futtern. Da die meisten der Gäste aus Frans Catering-Service bestanden, wurden wir natürlich mit Leckereien der Extra-Klasse verwöhnt. (Soviel ist aber klar: Unser Nudelsalat war auch nicht von schlechten Eltern!)

Fran und Rhonda und deren vier "Töchter": Debbie, Sani, Claudi und Nicky. :)
Und alle Partypeople zusammen! :D
Hier gibt es für euch ein paar kurze Schnappschüsse aus Nelson... Bei verschiedenen Touren in die Stadt entdeckt man immer wieder neue tolle Ecken - und Kanten! ;) So muss das sein.

Nelsons Hafen
Neuseeländischer Grundsatz:
"Mein Zweitwagen ist ein Boot"















Blick von Tahunanui, wo sich auch das deutsche Restaurant befindet, auf die Tasman Bay
Denkmal für die frühen Siedler Nelsons
Neben unseren Tikitouren (Kiwi-Slang für Rundfahrten ohne spezifischen Zielpunkt) haben wir aber auch weiter fleißig Geld verdient. Im Restaurant war Claudi immer nochTöpfe spülen und kannte den ein oder anderen Stammgast nun schon namentlich. Beim Catering-Service bedienten wir Teilnehmer eines Baum-Seminares (auch mit 64 kann man Dreads tragen!). Und in den Weingütern war es endlich Zeit für die Weinlese!!! Wir beide waren unendlich aufgeregt, als es am 30. März schließlich "richtig" losging. Über zwei Monate hatten wir die Trauben reifen sehen, haben uns durch Laub, Netze und Botrytis gekämpft und nun endlich durften wir "picken"! Für die Ernte hatte John nun inzwischen fast 30 Leute angestellt - aus Nelson und Umgebung, ein paar Jungs aus Samoa, aber auch ein paar andere Backpacker aus Israel und Frankreich.

Kono - einer unserer größten "Kunden"
Panorama-Ansicht eines winzigen Teils von Kono
 

In Paaren wird jeweils in zwei Reihen nebeneinander geerntet. Und da wir inzwischen so gut eingespielt sind und auch die Pflanzenstruktur bei unserer langwöchigen Erfahrung recht gut erfasst haben, gehörten wir zur Abwechslung von Anfang an mal nicht zu den langsamsten Arbeitern. ^^ Ganz wichtig für unsere Arbeitsmotivation!

Blick auf die Gipfel des Kahurangi-Nationalparks
Nach all der Arbeit vor ein paar Wochen tat's schon ein
bisschen weh, dass die Netze ihre Aufgaben nun erfüllt hatten.
Hauptsächlich haben wir Pinot Noir, Pinot Gris, Chardonnay und Riesling gelesen. Einige der Rebsorten wie Gewürztraminer und Sauvignon Blanc wurden aus Effizienz- und sonstigen Gründen von Maschine geerntet. Die Weinlese hat echt super Spaß gemacht. Nicht nur, dass man im wahrsten Sinne des Wortes die Früchte seiner Arbeit erntet. Die Stimmung ist auch super und die Rebzeilen sind immer von unzähligen Stimmen und Sprachen erfüllt. Bei Regen wurde nicht geerntet, aber das kam in der sonnenverwöhnten Gegend nur an einem Tag vor. (Da wir mit John zur Arbeit fuhren, wurden wir jedoch nicht früh genug gewarnt, sondern standen pünktlich um 6Uhr auf, um mit ihm nach Kono zu fahren und erst von dort aus allen Arbeitern abzusagen... -.-')


Unterstellen im Shed 














Der Herbst kehrt ein in Neuseeland 
Ernte mit der Maschine
Die meisten Tage waren aber einfach nur bombastisch schön, so dass wir bis zum Schluss in unseren Sommerklamotten arbeiten konnten. Es war einer der schönsten Herbstmonate, die wir je erlebt haben! Arbeitstechnisch veränderte sich unser Aufgabengebiet etwas - von Pickerinnen zu Bucket Boys. Das hieß, die vollen Eimer zu Rugs oder John auf's Quad zu heben oder auf dem Quadanhänger auszuleeren (oder das Quad zu fahren :D), sowie dafür zu sorgen, dass die anderen neue leere Eimer bekommen. Das Gute daran war, dass die Arbeit zwar ein bisschen stressiger und anstrengender (wenn auch nicht so rückenbelastend) war, aber die Zeit unendlich schnell verging. Und so lernten wir schnell alle Namen unserer Kollegen. :)

 

 

 

Schon bevor die eigentliche Vintage (Weinlese) losging, hatten Samoa, John und die anderen uns vorgeschwärmt, wie toll diese Zeit ist! Gute Stimmung, alle bestens gelaunt, die Weingüter stellen Kaffee und Kuchen zur Verfügung und jeden Tag geht's nach getaner Arbeit in den Pub! Gründe genug, um länger zu bleiben, als eigentlich geplant... In den Pub haben wir es leider nur einmal geschafft, weil die Ernte-Tage in der Regel sehr sehr lang waren und sich danach alle nach Dusche und Entspannung gesehnt haben.

The Tap - wunderbarer alter Pub in Mapua...
... mit interessanter Belegschaft.

Als nächstes mussten die ein paar Wochen zuvor während langer Sonntagsschichten angebrachten Netze wieder abgenommen werden. Tagsüber war leider keine Zeit und zum Teil ernteten wir auch am Wochenende, so dass dafür nur die Nacht blieb. Und seit unserer Umstellung von Sommer auf Winterzeit beginnt die jetzt schon gegen 18.30 Uhr. (Deswegen sind wir euch in Deutschland jetzt auch nicht mehr 12, sondern nur noch 10 Stunden voraus!)

Im Detail hieß das, dass wir uns fast täglich, nachdem wir gemeinsam mit John und Rugs alles aufgeräumt und die Eimer saubergemacht hatten, wieder mal trennen mussten:
Sani hat sich mit Samoa, Chris oder anderen Kollegen auf den Heimweg gemacht, begonnen, unser Auto für die Weiterreise startklar zu machen und ist mit Tom, einem anderen Bucket Boy, der zufällig direkt um die Ecke wohnt, um Richmonds Häuser und Nelsons Strände gezogen! :)
Claudia fuhr dann zu verschiedenen Weingütern und musste dort auf einer Plattform vor dem Traktor stehen und stundenlang kontrollieren, dass die Seitennetze ordentlich aufgerollt werden. Mit Gospel im Ohr geht das aber zeitweilig ganz gut und regelmäßig kam Johns Frau vorbei und hat uns Lasagne oder Brötchen vorbeigebracht. Anstrengend wurde es erst, wenn irgendwas an der Netting-Maschine kaputt ging und mitten in der Nacht repariert werden musste. Da kann es schon mal passieren, dass man, statt sich im Traktor aufzuwärmen, einfach mal ein Nickerchen hält. :) Nach 17 Stunden Arbeit hieß es dann, sich für drei Stunden auf's Ohr zu hauen und um 6 Uhr morgens den Wecker auf's Neue zu verfluchen.
Wir hatten schon erwähnt, dass es trotzdem der beste Job ist, den wir je hatten??? ;)

 

Teamwork ;)
Morgens auf dem Weg zur Arbeit in die geliebte Ruby Bay Vineyard 
Eigentlich wollten wir die Weinlese nur noch eine Woche mitmachen, weil wir wussten, dass auch für uns die Show weitergehen muss und wir endlich unseren Trip um die Südinsel starten wollten. Aber da John zwischenzeitlich etwas in Not war, neue Arbeiter heranzubekommen, fragte er uns, ob wir nicht noch ein bisschen länger bleiben könnten. (Rhondas Kommentar dazu: "Ich schick ihm die Rechnung!") Also wieder ein Grund, noch ein bisschen länger zu bleiben! =)

Claudia und Brian, der nicht verstehen konnte, dass wir immer
noch hier rumhingen ("Muss ich euch zeigen, wie es aus Nelson
rausgeht? Ein Schild schreiben: 'Pickers - this way.
Claudia and Sandra - the other way.'")

Das Ende der Vintage in Kono klingt üblicherweise im Pub,
nicht beim Weinfest aus: Tom, Tony, Jim und Sani.



 

Plötzlich stand auch Ostern vor der Tür. Und mit ihm zwei nette Kollegen vom deutschen Osterhasen! Echte deutsche Riegel-Schokolade wartete direkt vor unserem Zimmer auf uns. Zusammen mit Post aus Scharfenberg und einem tollen Oster-Barbecue bei John und seiner Frau haben wir uns so fast wie zu Hause gefühlt! :)

Und weil uns so viele gefragt haben: Ostern wird hier ähnlich wie in Deutschland gefeiert. Während am Karfreitag alle Geschäfte geschlossen haben (das kommt in Neuseeland nur an ein paar Tagen im Jahr vor), ist der Samstag ein normaler Arbeitstag und am Sonntag gibt's endlich wieder die zuvor gefastete Schokolade und eine "Easter Egg Hunt", die altbekannte Ostereiersuche. :) Osterbrunch ist eher unüblich. Tradition hingegen sind die sogenannten Hot Cross Buns, würzige Osterbrötchen, die am Karfreitag gebacken und gegessen werden und deren Kreuz auf der Oberseite an die Kreuzigung Jesu erinnert.

 

Im Anschluss an unser BBQ-Brunch am Ostersonntag fuhren wir alle gemeinsam nach Mapua, wo der traditionelle Ostermarkt jährlich tausende Besucher anzieht. An sich gab es neben Essständen wieder einmal Kunsthandwerk und Klamotten, aber auch ein paar tolle Angebote für Kinder und gute Live-Musik. Dann haben wir beide alleine noch eine kleine Tour mit unserem Chally unternommen; abends ging es wieder zurück nach Hause, wo Rhonda uns und ihre Familie zu einem riesigen Wildschweinbraten eingeladen hatte! ;)

Die Titanic kurz vor ihrem endgültigen Untergang. Eins ist klar: Die Kiwis haben manchmal einen komischen Sinn für Humor. Aber schon als wir ein paar Tage zuvor mit Rugs in "Titanic 3D" waren, haben wir gemerkt, dass es hier nicht üblich ist, Emotionen in der Öffentlichkeit zu zeigen - das sagte uns Rugs allerdings erst, als unsere Taschentücher schon alle waren... ;)

 


 

Irgendwann war der 21. April, unser letzter Arbeitstag, gekommen und es hieß, von den meisten unserer Kollegen Abschied zu nehmen. Die Ernte war zwar noch nicht ganz vorbei, aber bevor wir weiter wollten, gab es noch einiges zu erledigen. (Unser Auto brauchte eine neue "Warranty Of Fitness", so eine Art TÜV. Hier muss es allerdings alle 6 Monate zum Check. Nach ein paar kleinen Reparaturen war dann auch das erledigt.)

Abends trafen wir uns mit ein paar Freunden von Arbeit wieder im "623" in Nelson, der Bar mit der besten Live-Musik überhaupt. Auch die Kraut's-Gang stieß noch zu uns, genauso wie Hamish und Dan, zwei Jungs, die wir schon ziemlich lange als Stammgäste aus dem Restaurant kennen.  

Dan, Rugs' Bruder Matt und Claudi
          
Dan, Claudi, Hamish und Rugs


Kylie, Hayley (Johns Schwägerin und Frau), John, Rugs und wir :)
Sani und ein merkwürdiger Mensch aus Bayern ^^

Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns auch noch
von Joe, einem Kollegen, den wir in der Zwischenzeit leider an die Apfelpflücker verloren hatten! :)
Das letzte Großereignis, das wir in Nelson miterleben durften, war der ANZAC-Day, ein Nationalfeiertag in Australien, Neuseeland und Tonga. Es ist der Jahrestag der ersten gemeinsamen Militäraktion dieser Länder im Ersten Weltkrieg und seither wird jährlich den Kriegsveteranen und -opfern gedacht. Im ganzen Land werden Paraden und Gedenkgottesdienste abgehalten. Auch wir fuhren 5.30 Uhr (nein, NICHT abends, sondern vor Sonnenaufgang ;) ) am 25. April nach Nelson in den ANZAC-Park um gemeinsam mit tausenden von Menschen an einer Gedenkzeremonie teilzunehmen. Es war eine sehr bewegende Veranstaltung mit großartigen Reden, Gebeten und der neuseeländischen Nationalhmyne. Für uns als Deutsche eine sehr ungewohnte Atmosphäre...


Die für uns unheimlichste Erfahrung seit wir hier in Neuseeland sind, war aber eine Veranstaltung, die an diesem Tag im Founders-Park stattgefunden hat. Founders-Park ist ein nachgebautes Dorf aus der Kolonialzeit, in dem wir bisher nur einmal waren, weil hier die Hochzeit stattfand, bei der wir mit dem Catering-Team gearbeitet hatten. Unter dem Motto "Lest we forget" ("Damit wir nicht vergessen mögen") sollte hier am ANZAC-Day der Kriegsopfer etwas anschaulicher gedacht werden - mit Infotafeln, Schauspielern und verschiedenen interaktiven Aktionen. 
Was uns aber tatsächlich erwartete, hätten wir nicht gedacht: Wir waren gerade angekommen, da knallten aus der Mitte des Parks schon die ersten Kanonenschüsse, Krankenschwestern mit "blut"-verschmierten Schürzen stürmten durch die Straßen und Soldaten lieferten sich heiße Schusswechsel mitten zwischen den Besuchern. Das Allerschlimmste war jedoch, als plötzlich ein "Nazi-Offizier" mit ernster Miene und starrer Haltung neben uns stand und einen kleinen Plausch mit ein paar "SS-Aufseherinnen" hielt.
Also, mal salopp ausgedrückt, ihr könnt euch nicht vorstellen, was da abging! Nicht nur, dass die Schüsse ohrenbetäubend waren und sämtliche kleine Kinder sich heulend an Mamas Schultern klammerten. In den Räumen, die man von innen besichtigen konnten, hingen Hitler-Flaggen und auf Menschen wurden Waffen gerichtet. Die "Feldküche" und die "Grabenwanderunng" waren da echt harmlos hingegen. Wir sind uns beide nicht sicher, ob wir diese Art der historischen Aufklärung gut finden... Während wir aber ziemlich geschockt durch die Straßen liefen, zuckte Hamish, der uns begleitete, nur die Schultern und meinte, das sei die Geschichte und es habe doch nichts mehr mit uns zu tun. Aber da treffen eben wohl echt zwei Welten aufeinander! Und wir sind uns einig: Die spinnen, die Kiwis. :)


  


Der Founders-Park ist aber trotzdem immer einen Besuch wert, nicht zuletzt wegen dem niedlichen Café und der hiesigen Bier-Brauerei, die nach unserem Wissen als erste Brauerei in Neuseelands Bio-Bier herstellte. 

Da mussten wir uns erstmal das flaue Gefühl im
Magen wegspülen.
Und wegschaukeln. :)
 


 

"Was du auch tust, drück keinesfalls den Knopf!!!!"
... aber wir wissen ja, dass Sani ihren eigenen Kopf hat.
Knopf gedrückt. Eine neue Schießerei startet.
(O-Ton Sani: "Das war ich aber nicht!")
Farmer Hamish... ^^

Am (nun wirklich allerletzten) letzten Abend - wir wollten eigentlich schon vor 10 Tagen los... - luden wir dann spontan nochmal unsere Freunde, Fran und Larry und Rhondas Töchter zu selbstgekaufter Pizza, Wein und Bier ein. Wir hatten uns zwar von fast allen verabschiedet, aber wollten und konnten irgendwie noch immer nicht los. Eine kleine Abschiedsrunde muss sein, ganz wie in Deutschland! :) Unter anderem Dank Larrys Entertainment wurde auch das wieder ein unschlagbarer Abend (und von wegen "Es trinken außer dir echt nur alte Tanten Sherry!").

 

Aber wir wären nicht wir selbst, wenn wir am nächsten Tag wirklich losgekommen wären... Unsere Sachen zu packen, Rhondas Abschiedsgeschenk vorzubereiten und unser Zimmer durchzusortieren (wir lassen ein paar Sachen bis zu unserer Rückkehr hier), sowie den Blog annähernd auf den neuesten Stand zu bringen, hat letztlich bis zum Nachmittag gedauert. Und die Frage, welchen Weg wir denn nun schließlich nach Süden nehmen wollten, Ost- oder Westküste, beantworteten wir immer noch stoisch mit "Keine Ahnung". Heißt zusammenfassend: So richtig los wollten wir noch immer nicht, trauten uns aber nicht, das irgendjemandem zu sagen. Als hätte Rhonda es gewusst, "befahl" sie uns deshalb, nicht im Fast-Dunkeln loszufahren, sondern den Tag noch ganz gemütlich bei ihr zu Hause ausklingen zu lassen, im Gästezimmer zu schlafen und morgens in den neuen Tag zu starten.
Wir waren soooo dankbar dafür! So konnten wir uns noch ein letztes Mal mit John und Rugs im Pub und mit Dan und Hamish treffen und ein paar letzte ruhige Stunden mit unserer lieben Rhonda verbringen.

Dieses Mal verlassen wir einen Ort mit zwei weinenden Augen, doch wie hatte Rugged gesagt: "I know deep down the show MUST go on for u guys." 
Mit der Gewissheit, dass wir hier eine neue "Basis" haben und dem Versprechen, dass wir in ein paar Monaten zurückkommen, hieß es schließlich am Freitag, den 27. April, genau 13 Wochen nach unserer Ankunft in Richmond, "Bye Bye" und "Auf Wiedersehen!"

Warum wir überhaupt weiter müssen? Eine neue Aufgabe wartet auf uns. Mehr dazu im nächsten Blog! 
Eure Richmond-Girls

* Danke, Rugsyyyy.