Mittwoch, 25. Januar 2012

Zwischenstopp in Wanganui

Nachdem wir Stratford und die Taranaki-Region verlassen hatten, kamen wir insbesondere kurz vor und in Wanganui aus dem Staunen gar nicht mehr heraus: Auf allen Straßen gab es großartige alt(ertümlich)e Automobile zu sehen. Was wir noch nicht wussten: Hier hatte am Wochenende das "Wanganui Vintage Car Festival" stattgefunden. Aber kein Grund zur Traurigkeit, Felix, viele der Autobesitzer blieben noch einen Tag länger, um ihre Schmuckstücke auszustellen, da am Montag zum einen ein regionaler Feiertag war und zum anderen ein weiteres Großereignis für die Wanganuianer stattfinden sollte! Dazu gleich mehr.

Zuerst steuerten wir einen weiteren Couchsurfing-Host an (ja, wir waren sehr aktiv in diesen Tagen...). Diesmal kamen wir bei Catherine unter, einer lieben Mama Ende 40, deren sechs Kinder selbst zum Großteil in aller Welt unterwegs sind. Catherine hostet Traveller nach der Devise "Wenn ich gut zu Menschen hier bin, sind es andere auch zu meinen Kindern." Ein Satz, der das Geben-und-Nehmen-Prinzip von Couchsurfing unserer Meinung nach besonders gut widerspiegelt. Wir haben die Tage bei ihr mit netten Plaudereien verbracht, aber auch das beheizte Spa-Bad auf der Terrasse, das 2x2m-Bett und ihre riiiieeesige DVD-Sammlung (Disney!!!) genossen! Das Einzige, was wir vor lauter Aufregung verpasst haben, war, ein Foto von ihr zu knipsen... ;)

Nachdem wir am Montag ausgeschlafen und ausgiebig gefrühstückt hatten, sind wir ins Zentrum aufgebrochen, um uns etwas umzusehen. Direkt am Whanganui River, der sich mitten durch die Stadt schlängelt, stießen wir schnell auf das eben erwähnte "Großereignis": Im Internet als "FUNtastischer Tag für die ganze Familie" beworben hatte das Wanganui Boardswalk Festival alles, was ein vom lokalen Radiosender gesponsortes Stadtfest zu bieten hat! Futterbuden, Kaffeewagen und Marktstände, Modenschau, Zumba-Aufführung und eine (zugegeben ziemlich gute) Rock'n Roll-Coverband. 

 

Außerdem überall präsent - Oldtimer und andere motorisierte Liebhaberstücke ...
 

Während Felix ein paar Jonglierübungen machen und Sani ein bisschen in der Sonne relaxen wollte, hab ich mich für ein halbes Stündchen auf den Weg auf die andere Seite des Flusses gemacht, um einmal in meinem Leben mit dem historischen Durie Hill Elevator zu fahren. Aufregend: Der Aufzug rattert von einem 200m in die Erde reichenden Tunnel in ganze 65m Höhe, aber immerhin hat man von hier einen guten Blick auf die Stadt, den Whanganui River und die Küste. :)

Kunst...?! Aber im Hintergrund der War Memorial Tower und der Aufzug auf dem Durie Hill.
Aufzug mit Aussichtsplattform (zum Abstieg hab
ich alternativ die 191 Stufen gewählt)
Fast wie der Lift in Meißen, nur ein bisschen
mehr Old School :)
                                                                           
Kriegsdenkmal neben dem Aufzug


Blick auf Wanganui, den Whanganui River, die Tasman Sea...
... und das geübte Auge entdeckt sogar Sani und Felix :)
Der Höhepunkt des Tages war allerdings die Enthüllung der neu restaurierten Tram 12! Sie ist offensichtlich der ganze Stolz der Bürger Wanganuis - und dass es im ganzen Ort keine Gleise (mehr) gibt, ist nicht problematisch, ist es doch ebenso schön, die Bahn 5 Meter aus ihrer Halle und wieder zurückrollen zu sehen! Wir jedenfalls wurden vom Partyfieber förmlich angesteckt! xD Wer es sich nicht entgehen lassen möchte, darf sich das herausragende historische Ereignis gern auf Youtube ansehen,...

Welch ein Spektakel! Nach fünffachem Fehl-Trommelwirbel durften wir sie endlich sehen: Die Tram No. 12! 
Und wir waren hellauf begeistert!
    
Nach so viel Aufregung haben wir den Abend ruhig ausklingen und den nächsten Tag ruhig angehen lassen. Gegen Mittag habe ich mich dann aufgemacht, um noch etwas Sightseeing in Wanganui, das aufgrund seiner günstigen  Flusslage übrigens eine der ältesten Städte Neuseelands ist, zu betreiben. Sani wollte sich indes dem Ernst des Lebens widmen und sich im Internet ein bisschen über mögliche Studienformen, -fächer und -orte informieren und Felix war dabei, seine neue Kamera auszutesten und ein paar Jonglagevideos zu drehen.
Nach einem kurzen Beusch der Moutoa Gardens und des Whanganui Riverboat Centers besichtigte ich (immer den Anweisungen des Lonely Planet folgend ^^) das Chronicle Glass Studio, wo man Glasbläser bei ihrer Arbeit begucken und durch die Glaskunstgalerie schlendern kann. (Für schlappe $400 hätte man im Übrigen auch einen Glasblaskurs besuchen können...)

Die Moutoa Gardens sind heiliges Land für die Maori. 1995 kam es zum Streit um das Gebiet, eine 4monatige erbitterte Besetzung folgte. Polizei, Demonstrationen, das ganze Programm, bis sich die Besetzung nach Vermittlung durch Maori-Häuptlinge schließlich friedlich auflöste.
 

Dann ging es weiter zum Queen's Park. Aus einem Befestigungswerk der frühen Siedler ist diese Parkanlage hervorgegangen, die inzwischen zum kulturellen Zentrum der Stadt avanciert ist. Hier befinden sich das Whangnui Museum, die War Memorial Hall, sowie die Sarjeant Gallery.

 

 

Die Sarjeant Gallery (Bilder oben) ist nach einer wohlhabenden Familie der Stadt benannt und wurde 1919 eröffnet. Sie beinhaltet normalerweise eine ständige Kunstsammlung englischer und neuseeländischer Künstler des 16. bis 21. Jahrhunderts und wechselnde Ausstellungen. Im Januar waren neben Drucken der neuseeländischen Künstlerin Marian Maguire, einer Foto- und einer Glasausstellung auch Werke des 2008 verstorbenen neuseeländischen Kinderbuchillustrators Graham Percy ausgestellt. Allesamt beeindruckende Werke. Was mir am besten gefallen hat, kann man wohl nur schwer erahnen. :D

Mt. Taranaki - da fällt uns doch noch etwas ein!*


*Beim letzten Mal hatten wir euch unglücklicherweise die Leidensgeschichte des armen Taranaki vorenthalten. Das wollen wir hier wieder gut machen, damit auch ihr behaupten könnt, die ein oder andere Maori-Legende zu kennen!

Als kühner junger Mann stand Mt. Taranaki als Mitglied eines Vulkanstammes einst im Zentrum der Nordinsel neben den Bergen Ruapehu, Tongariro und Ngauruhoe. Wie das Leben so spielt, verliebte er sich, genau wie Ngauruhoe, in die hübsche Mt. Pihanga. Seither kämpften die beiden miteinander um deren Herz. Nach einem besonders hitzigen Kampf, den Ngauruhoe letztlich gewann, wurde Taranaki in den Westen Aotearoas ("Das Land der Langen Weißen Wolke", Neuseeland in der Sprache der Maori) verbannt und machte sich auf den einsamen Weg zu seinem jetzigen Standort. Er hinterließ einen Fluss aus Tränen über seine verlorene Liebe, den heutigen Whanganui River. Und noch bis jetzt schaut der Vulkan eifersüchtig auf das glückliche Paar im Zentrum der Nordinsel und versteckt dann seine Tränen hinter den Wolken, die ihn so oft umgeben.

Naja. Soviel dazu.



 

Aus Zeitgründen, wegen der vielen Museums-Besuche der letzten Wochen und aufgrund des herrlichen Wetters habe ich das Whanganui Regional Museum ausgelassen, und bin stattdessen mit Felix noch für ein Stündchen zum nächstgelegenen Strand, dem Kai Iwi Beach, gefahren. Der Sand ist wie überall an der Westküste schwarz und der Strand voller Treibholz. Außerdem kann man mit dem Auto rauffahren. Alles in allem zählen wir ihn aber nicht zu den schönsten Neuseelands. :)

Wanganui ist schon allein aufgrund seiner Kunstgalerien und der schönen Lage einen Besuch wert. Wir denken jedoch, dass sich dieser am besten als Zwischenstopp auf dem Weg nach Wellington anbietet - 3 Tage sind absolut ausreichend! 


Und noch kurz eine Anmerkung: Wir haben nicht unwillkürlich Wanganui oder Whanganui geschrieben. Während die Region, der naheliegende Nationalpark und der Fluss als Whanganui bezeichnet werden, haben sich die Bürger der Stadt 2006 in einem Referendum gegen das "h" und somit die ursprüngliche Schreibweise der Maori "Wanganui" entschieden.


Bis bald!
Claudi und Sani

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