Montag, 2. Juli 2012

Central Otago: Im Herzen der Südinsel

Hallo ihr Lieben! Hier sind wir wieder, mit einem neuen Reisebericht unserer Südinseltour im Gepäck (Mensch, ihr werdet ganz schön verwöhnt zur Zeit...)! Kaum hatten wir Mt. Cook und die anderen schneebedeckten Berge, die türkisblauen Seen und grünen Pinien hinter uns gelassen, änderte sich die Landschaft um uns herum grundlegend. Die nächste Region, die wir unser Ziel nannten, war Central Otago. Aufgrund des kontinentalen Klimas ist diese Gegend ideal für den Obst- und Weinanbau. Tatsächlich hat so ziemlich jeder Backpacker, den wir bisher getroffen haben, schon einmal im Raum um Alexandra herum gearbeitet. Wir sind aber momentan alles andere als auf Arbeitssuche, zumal es im Winter eh wenig zu tun gibt - es sei denn, man will am Skilift stehen oder Fisch packen. ;) Stattdessen dominiert im Winter hier nur eine Farbe: Ockerbraun.

 

1860 brach in Otago der Goldrausch aus und noch heute findet man in der Gegend verlassene Minenstollen, Ruinen der Goldgräberhütten und Bergbau-Zeugs. Außerdem stellt jetzt der Pinot Noir das neue Gold der Gegend dar. Soweit das Auge reicht gibt es Weinberge und hier befinden sich die südlichsten Weingüter der Welt. 

Unser erster Zielort lautete Cromwell, etwa 200 Kilometer von Mt. Cook Village entfernt. Es ist ein altes Goldgräberstädtchen, das während des Otago-Goldrausches zum Zielort tausender Goldsüchtiger wurde. Als der Rausch verging, konzentrierte man sich auch hier vermehrt auf den Obstanbau, der bis heute floriert. Außerdem liefert die Gegend einige der besten Weine Neuseelands - unsere Kennerzungen können das natürlich inzwischen bestätigen. :) Doch auch die Goldgräberzeit hat ihre Spuren hinterlassen.
Old Cromwell Town, ein Freilichtmuseum, das das alte Crom-
well zur Zeit des Otago-Goldrausches in den 1860ern zeigt.
Dafür wurden Gebäude aus dieser Zeit hierher versetzt.
Hmmm, ein Lolly-Shop - HüftGOLD!
















Blick auf eine alte Goldgräbersiedlung am Clutha-River nahe Cromwell
Clutha River, der längste Fluss der Südinsel
Das Spannende an Cromwell ist aber, dass der Ort vor etwa zwanzig Jahren noch komplett anders aussah. Bereits während der 50er Jahre hatte man begonnen, Untersuchungen für einen Staudamm anzustellen. Die Bauarbeiten am Clyde-Damm begannen in den 80er Jahren. 1992 wurde der Ort schließlich über die Dauer von 18 Monaten geflutet und der Stausee Lake Dunstan entstand. Historische Teile der Stadt waren zuvor verlagert worden und etliche Menschen mussten umgesiedelt werden.

Am Lake Dunstan
Clyde-Damm, 20 Kilometer südlich von Cromwell


Tolle Aussicht vom Campingplatz
Unsere Couchsurfing-Erfahrung war indes mal wieder eine völlig neue: Dieses Mal waren unsere Hosts die Besitzer eines großen Campingplatzes in Bannockburn, einem Ortsteil Cromwells. Hier können während der Hochsaison schon mal locker bis zu 250 Menschen unterkommen. Statt gemeinsamen Unternehmungen und interkulturellem Austausch bewohnten wir ein kleines Ferienhaus und bekamen von den Besitzern am Abend eine Einführung in das Tourismusprogramm der Gegend hier und bis hin nach Queenstown. Nicht ganz das, was man sich gemeinhin unter Couchsurfen vorstellt, wir haben die ungestörte Zeit jedoch genossen, zumal wir die letzten zwei Nächte im Auto doch ziemlich gefroren haben! Wo kriegt man schon mal mitten im (derzeit -8°C kalten) Winter ein warmes Zimmer für lau? ;) 

Die Zeit nutzten wir auch, um mal einen kleinen Abstecher nach Queenstown zu machen, wo gerade das Winterfestival in vollem Gange war. Queenstown ist DIE Stadt des Neuseeland-Tourismus, wer hat noch nicht davon gehört? Wir stellten nach ein paar Stunden schnöden Herumstiefelns jedoch einhellig fest: Zu teuer. Zu laut. Zu überlaufen. Mit Sicherheit bietet der Ort großartige Tourismusangebote für Abenteurer mit prallem Geldbeutel oder Extremsportler. Das Angebot reicht ganzjährlich von Paragliding und Skydiving über Mountainbiking und Bungeejump bis zum Jetboating. Sorry, aber gibt's dafür überhaupt deutsche Begriffe? Derzeit ist es jedenfalls Mekka für Pistensäue und Après-Skier. Unser Fazit: Wir brauchen einen Couchsurfing-Host, der uns beim nächsten Besuch davon überzeugen muss, dass es sich lohnt, hier ein paar Tage länger zu verbringen, auch wenn man nur mit kleinem Budget reist.

Fußgängerzone
Besucher des Winterfestivals -
Helden unserer Kindheit :)


Landschaftlich natürlich wundervoll: Queenstown area
Haben wir euch eigentlich schon gezeigt, dass man hier anstelle von Baustellenampeln die sogenannten "Lollipop-Leute" einsetzt? Wenn nicht: Hier ein weiteres Phänomen Neuseelands. Wenn doch: Sorry, aber uns begeistert es immer wieder! :) Uns führte der Weg nach zwei Tagen weiter südlich. Natürlich nicht, ohne zuerst noch das kleine Goldgräberörtchen Clyde mit seinen niedlichen Häusern und dem hiesigen (bereits erwähnten) Staudamm zu besuchen. Dann hieß unser neuer Zielort Roxburgh. Wir geben zu, dorthin zu fahren ist nicht gerade ein "Must-do" in Neuseeland, wir folgen aber dem Ruf zweier wundervoller Couchsurfing-Hosts. Mit Al und Debbie machten wir uns ein super schönes Wochenende und fühlten uns mit Ausschlafen, Schnacken vorm Kamin und Filmabend wie daheim. Die zwei werden wir auf jeden Fall irgendwann in Dresden begrüßen! :)

 

Das Adlerauge erkennt gaaanz hinten den Clyde-Damm


Neuseeländische Baukunst ^^



Otago hat große Schiefervorkommen, wie man auch auf der Strecke zwischen Alexandra und Roxburgh sehen kann.
 

Fischen mit Al erinnerte uns an den ersten vergeblichen Versuch 
mit Ramon - denn leider waren wir mal wieder erfolglos... :D

Al (3.v.l.) bei seiner Blasensembleprobe im ältesten Kino Neuseelands, das zugleich als Thaeter, Konzerthalle, Probenraum etc. fungiert. :)



Im Hotel wurden wir erst einmal über das hiesige Gespenst
aufgeklärt. Bei so viel Grusel waren wir froh, wieder ans 
Tageslicht schreiten zu können.


Kultureller Tiefpunkt unserer Zeit in Otago war definitiv ein Tagesausflug durch die Orte St. Bathans, Naseby und Ranfurly. An einem Wintersonntag sucht man hier wohl vergebens nach einem guten Café oder ein paar Sehenswürdigkeiten! ^^
Das Winzdorf St. Bathans war vergleichsweise noch ziemlich aufregend - weil der Ort nur noch ganze sechs Einwohner zählt - das "Gepenst", das im Vulcan-Hotel haust, nicht mitgerechnet. Selbst an solch einem frischen Wintertag gab es hier ein paar Besucher, die sich wie wir auf den Weg um den Blue Lake machten, einem blauen Mineralsee aus der Goldgräberzeit, der uns allerdings eher grün-braun erschien... :)
Um nach Naseby zu gelangen, muss man zuerst den "Black Forest" durchfahren, um dann ein verschlafenes Ministädtchen vorzufinden, das im Winter wie ausgestorben scheint. Anders ist es jedoch am Stadtrand, wo sich eine Schlittschuhbahn, die einzige Rennrodelbahn der südlichen Hemisphäre uuund eine riesige Indoor-Curling-Halle befinden - aus irgendeinem Grund ist Sani verrückt danach!
Ranfurly wurde uns als kleines Art-Déco-Städtchen angepriesen. Mag sein, dass man hier das ein oder andere Gebäude oder Element dieser Stilepoche findet; doch unser Blick dafür ist wohl durch einseitige mediale Berichterstattung getrübt, denn wir haben nach knallig-bunten Häusern wie in Miami Beach gesucht - erfolglos. Stattdessen fanden wir uns an der örtlichen Hotelbar mit dem unappetitlichsten Kaffee unserer Neuseelandzeit wieder und waren glücklich, dass es bald Zeit für den Rückweg nach Roxburgh war! ;)



Interesse?


Schafe so weit das Auge reicht...


Unser nächster Halt wird die Universitäts-, Bier- und Schokoladenstadt Dunedin sein, die natürlich mehr zu bieten hat als das - davon beim nächsten Mal mehr. Wir grüßen euch ganz lieb aus dem neuseeländischen "mid winter"!

Eure Claudi & Sani


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen