Samstag, 28. Juli 2012

Doubtful Sound: Grüne Hügel, Wasserfälle, Delfine - und wir zwei mittendrin!

Hey guys!
Heute melden wir uns aus der Nähe von Te Anau, dem "Tor zum Fiordland". Der gesamte Westen der Südinsel bildet den Fiordland Nationalpark und ist Teil des Weltkulturerbes. Alle 14 Fjorde Neuseelands befinden sich hier und wir hatten das Glück, einen von ihnen, den Doubtful Sound, an einem herrlichen Sonnentag in seiner vollen Mächtigkeit und Schönheit erleben zu dürfen. 

Der erste Stopp hieß aber The Key! "Häh? Was wollt ihr da denn?" Das hat uns ein Tankwart unterwegs gefragt, da The Key, 20 Kilometer außerhalb Te Anaus, nicht mehr als eine kleine Ansammlung von Bauernhöfen auf der Southern Scenic Route ist. Aber genau das war unser Ziel - und das war gut so! :) Freunde von Fran und Larry wohnen seit über 30 Jahren hier auf einer riesengroßen Farm - so stellen wir uns Ferien auf dem Bauernhof vor!





Bei Sharon und Alastair haben wir insgesamt vier Nächte verbracht. Die beiden sind unglaublich nett und hilfsbereit, auch wenn sie ein ziemlich turbulentes und leider schicksalhaftes Leben hatten. Als wir ankamen, war Alastair aufgrund einer Fuß-OP im wahrsten Sinne des Wortes an die Couch gefesselt und ziemlich entnervt, während sich Sharon fast allein um Tiere, Haushalt, Hof und Gartenarbeit kümmern musste. Trotzdem wurden wir jeden Abend wundervoll bekocht (ganz bodenständig: Gemüse, Kartoffeln und Fleisch wie bei Omi daheim! ^^) und die beiden interessierten sich unendlich für uns, unsere Reise, die nächsten Pläne und Deutschland. 

Voller Vorfreude blickten wir aber dem nächsten Tag entgegen - wir wussten zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass der einer der schönsten unserer Neuseelandreise werden sollte. :)
Von verschiedenen Leuten war uns der Cruise auf dem Doubtful Sound empfohlen worden. Die Sounds sind keine Sunde, wie der Name vielleicht suggeriert, sondern Fjorde wie aus dem Geografiebuch. Die meisten Touristen machen während ihres Neuseelandaufenthaltes eine Tour auf dem Milford Sound, dem kleinsten Fjord des Nationalparks. Milford Sound ist ein Wahrzeichen Neuseelands und beherbergt mit dem Mitre Peak (1692m) wohl einen der berühmtesten Berge des Landes. Doch viele haben uns erzählt, dass er touristisch sehr überlaufen ist; im Sommer sollen täglich 40 Touristenbusse von Queenstown dahin fahren...!
Glücklicherweise hatten wir Carol in Invercargill von unseren Doubtful-Plänen erzählt, die gleich ihren alten Freund anrief, der jetzt Manager des Cruiser-Unternehmens in Manapouri ist! :) Für eine Vergünstigung von jeweils $80 passte der Ausflug also sehr gut in unsere Reisekasse! Wir waren beide unglaublich aufgeregt, da es das bisher einzige Mal ist, dass wir uns so eine Tour in Neuseeland gönnen. Am Donnerstagmorgen um 9.00 Uhr fanden wir uns so am Pearl Harbour in Manapouri ein, von wo die 8-stündige Fahrt starten sollte.


Warten im Infozentrum von Real Journeys...
Die erste Etappe führt über den Lake Manapouri
mit seinen zahlreichen kleinen Inselchen
Auf dem Weg von The Key nach Manapouri lag der gesamte Ort wie auch der See noch unter einer dicken Nebeldecke. Doch kaum war unser Cruiser gestartet, klarte der Himmel auf und die Sonne sollte uns den ganzen Tag nicht verlassen! Als wir den Lake überquert hatten, verabschiedete sich der Skipper mit den Worten: "Hab grad mit meinem Kollegen vom Sound-Cruiser gesprochen. Wunderbar klares Wetter da draußen. Ihr müsst irgendwas richtig gemacht haben!" :) 

 

Nach einer einstündigen Bootsfahrt stiegen wir am Manapouri Wasserkraftwerk, das wir später noch besichtigen würden, in einen Bus um, der uns über den Wilmot Pass zum Doubtful Sound bringen sollte. Auf der 22km langen Strecke, die nicht als Zugang zum Sound, sondern für den Bau des Kraftwerkes geschaffen wurde, muss sich der Bus eine enorme Steigung hinaufkämpfen. In 671 Metern hat man dann aber endlich einen ersten Ausblick auf den Doubtful Sound.

Der Doubtful Sound verdankt seinen Namen übrigens James
Cook, der seiner Zeit bezweifelte, sein Schiff  Endeavour
durch die schmalen Kanäle manövrieren zu können.


Den ganzen Tag über sahen wir große und kleine Wasserfälle




Doubtful Sound ist mit einer Länge von 40 Kilometern der zweitlängste der neuseeländischen Fjorde. Er hat ungeheuer viel zu bieten, so dass uns auf der gesamten Fahrt nicht langweilig wurde. (Anders als dem ein oder anderen unserer Mitreisenden, die sich ein Stündchen auf's Ohr legen mussten...?!) Steilklippen, Wasserfälle, Inseln, eine Fellrobbenkolonie an der Öffnung zur Tasmansee, Albatrosse und kaum eine Fahrt, bei der man nicht von Delfinen begleitet wird... Juhuuu! Am Hafen von Deep Cove bestiegen wir endlich unseren Cruiser - und eine wundervolle Tour begann.


 



Eine Schule von etwa 60 Großen Tümmlern lebt permanent im Doubtful Sound. Für ein paar Minuten wurde unser Boot von einigen von ihnen begleitet; die anderen sprangen in einiger Entfernung durch's Wasser - einfach einmalig!
Die steilen Felswände über dem Wesser setzen sich fast
nahtlos ohne eine Uferzone nach unten fort. 



Für all die, bei denen der Geografie-Unterricht schon etwas zurückliegt: Fjorde wurden von Gletschern der letzten Eiszeit modelliert, die vor 15.000 Jahren zu Ende ging. Als das Eis zu schmelzen begann, füllten sich die u-förmigen Täler mit Meerwasser. Hier an der Mündung zum Meer ist das Wasser bei Weitem nicht so tief wie im Fjordinneren.
Höhepunkt der Tour war wohl, als der Kapitän das Boot in einen der verzweigten Seitenarme geführt und die Motoren abgestellt hat. Zwei unvergessliche Minuten haben wir inmitten der bewaldeten Hügel in fast absoluter Stille verbracht und nur der Musik der Natur gelauscht. Wasser, das gegen die Felswände rollt und der Gesang der Vögel. Wunderschön.


Danach haben sich die meisten entspannt nach innen verzogen und sich am Kaffee- (all-you-can-drink-) Automaten bedient. Auch wir haben uns etwas aufgewärmt - hier draußen merkt man nämlich, dass es noch Winter ist! Nach einer guten Stunde kamen wir dann wieder am Anleger bei Deep Cove an, stiegen erneut in den Bus und machten uns auf zur Besichtigung des Manapouri-Stromkraftwerkes. Es ist das größte Wasserkraftwerk Neuseelands und wird ferngesteuert. Zur Energiegewinnung macht es sich die starken Regenfälle in Deep Cove und das Wassergefälle zwischen den beiden Seen (Te Anau und Manapouri) und dem Fjord zunutze. Um- und Weiterbauten am Kraftwerk sind jedoch seit jeher ein heikles Thema für die Neuseeländer: Als man beispielsweise in den 60er Jahren massiv in die Natur eingreifen wollte, um die Seen zusammenfließen zu lassen, unterschrieben mehr als eine Viertelmillion Menschen eine Petition dagegen und konnten das Vorhaben so stoppen. Dieser Protest gilt als die Geburtsstunde der grünen Bewegung in Neuseeland. Interessant ist der Besuch des Kraftwerkes (zumindest wenn er im Preis inbegriffen ist) jedoch allemal - das müssen wir als Elektrikertöchter schonmal so sagen... :D

Von außen sind nur eine Umspannstation und Überlandkabel zu sehen.  
Nach der Fahrt durch einen 2 km langen, künstlich ausgegrabenen Versorgungstunnel kann man die Turbinenhalle, das Herzstück des Kraftwerks, im Inneren des Berges bestaunen. Laufen alle sieben Turbinen mit voller Kapazität, werden pro Sekunde bis zu 500 Kubikmeter Wasser (entspricht 500 Tonnen) durch die Anlage geleitet. Anschließend fließt es durch zwei 10 km lange Tunnelröhren in den Doubtful Sound. Auf Infotafeln in der Turbinenhalle konnte man sich an einem Modell des Kraftwerkes über dessen Arbeitsweise, den Bau und ein paar andere interessante Dinge belesen (oder sie einfach abfotografieren...^^).


Es brauchte 8 Jahre und 1800 Arbeiter, das Projekt fertigzustellen. Diese Schautafel gedenkt der 16 Männer, die während der Bauarbeiten umkamen.


Nun doch etwas erschöpft machten wir uns auf zur letzten Etappe: Mit dem Boot zurück über den Lake Manapouri.  

Wir können euch nur ans Herz legen, eine solche Tour zu machen, wenn ihr irgendwann einmal in Neuseeland seid. Das Geld ist es allemal wert und wer ein bisschen mehr Action braucht, kann sich im Sommer auch zu einer Übernachtungstour mit Kajak und Barbecue anmelden. Wahrscheinlich beschreiben die Bilder und ein paar Worte nicht einmal annähernd, wie fantastisch, friedvoll und beeindruckend dieser Tag für uns war. Aber eins ist sicher: Für uns wird er unvergessen bleiben! :)


Den nächsten Tag haben wir in Te Anau verbracht. Die kleine Stadt liegt am gleichnamigen See, dem größten der Südinsel und zweitgrößten Neuseelands. Te Anau bezeichnet sich selbst als "Welthauptstadt des Trekking", da viele weltbekannte Mehrtagestracks (wie der Milford Track, der Kepler Track und der Routeburn Track) hier beginnen. Der Zugang zu diesen ist limitiert und oft schon Monate vorher ausgebucht. Der Milford Track beispielsweise darf nur in eine Richtung begangen werden und neben geführten Gruppen dürfen täglich nur 40 zusätzliche Wanderer starten.
Im hiesigen Infozentrum gibt es eine Ausstellung zur Natur und Geschichte des Fiordlands, wo man auch ein paar "interessante" Maori-Legenden zu lesen bekommt. Beispielsweise soll die Göttin des Todes die fiese Te Namu Namu (Sandfly) geschaffen haben. Damit wollte sie den Menschen die Vollkommenheit und Schönheit des Fiordlands madig machen. Wir fanden's trotzdem schön - es gibt ja Insektenspray!

Blick auf den Lake Te Anau
Zurück bei Sharon und Alastair wollten wir uns eigentlich ans Sachenpacken machen, um am nächsten Tag aufzubrechen. Auch die beiden wollten wegfahren, um ihre Tochter an der Ostküste zu besuchen. Da Sani seit Invercargill jedoch immer noch mit einem grippalen Infekt zu kämpfen hatte, boten sie uns an, noch einen Tag länger zu bleiben, um etwas auszuspannen. Das nahmen wir dankend an, Sani hütete brav das Bett und wir verfolgten aufgeregt die ersten Wettkämpfe der Olympischen Spiele. Außerdem erklärten wir uns bereit, uns um die Tiere kümmern. :)


 

"Schau mir in die Augen, Sani."
Ohne Frage hatten wir wieder einmal einen schönen Stopp auf unserer Südinseltour. Morgen geht es weiter nach Wanaka, wo wir endlich Rhondas Sohn Paul, seine Frau Robyn und Tochter Lara kennenlernen werden. :)

Bis zum nächsten Mal!
Eure Claudi und Sani

Doubtful Sound, Neuseeland
26. Juli 2012

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